Dienstag, 28. Mai 2019

Kommunismus



"Ich schlage vor, die Rechtsform der Kapitalgesellschaft durch solche Eigentumsformen zu ersetzen, 
bei denen Unternehmen faktisch sich selbst und damit der Gesamtheit ihrer Belegschaft gehören."

Aus einem Interview mit Sahra Wagenknecht 
zu ihrem Buch "Reichtum ohne Gier"

....   

Marktwirtschaft ist ein Überbleibsel des Mittelalters, wo Marktverhältnisse Sinn machten, da man die 
verschiedenen Tätigkeiten recht gut miteinander vergleichen und in ein Verhältnis zueinander bringen 
konnte.

Die industrielle Revolution jedoch sprengte diese Verhältnismäßigkeit. 

Das extreme Anwachsen der Produktivität, und die damit einhergehende Ausweitung der Arbeitsteilung, 
mit immer ausgefeilterer Spezialisierung, gab der Produktion aller Güter und Dienstleistungen einen 
grundsätzlich gesellschaftlichen Charakter: Wir produzieren "für die anderen", nicht für uns. Letzteres 
wäre mittelalterliche Subsistenzwirtschaft, und die gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch allgemein  
gesellschaftliche Produktion, wo alle arbeitsteilig für alle produzieren. 

Allerdings ist dieses Produzieren weiterhin privat organisiert, nicht gesellschaftlich.

Wir alle produzieren also als Gesellschaft die Reichtümer und Wohltaten dieser Welt. Jedoch zu 
Bedingungen, wo uns die Mittel dieser Produktion enteignet sind, und auch all die Sachen und Taten, 
die wir schaffen, nicht uns gehören, sondern denen, für die wir arbeiten. Diese wiederum vermarkten 
unsere Schöpfungsakte und geben uns einen Teil ihrer Erlöse in Form von Lohn und Gehalt, wodurch 
wir erst am real existierenden -- von uns allen geschaffenen -- gesellschaftlichen Reichtum teilhaben 
können.

Es geht somit weniger um die Verteilung des Reichtums, sondern um dessen Produktion.

Die Anerkennung der Tatsache, dass seit der industriellen Revolution individuelles Produzieren immer 
mehr zurückgedrängt wird und die Produktion von Gütern und Dienstleistungen einen grundsätzlich 
gesellschaftlichen Charakter entwickelt hat, führt zu der Frage, wie wir diese Erkenntnis so umsetzen 
können, dass Produktion insgesamt auch entsprechend organisiert ist.

Oder anders formuliert: Wie könnte gemeinschaftlich (gesellschaftlich) organisiertes Wirtschaften 
konkret gestaltet werden. Hier unser Vorschlag:

Daseinsfürsorge (Gesundheit, Wohnraum, öffentliches Transportwesen, Bildung, Finanzen, Internet, 
Wissenschaft, Information, Grundnahrungsmittel, Wasserversorgung, Energie -- Kurz:  
Alles, was über den Status Ware bzw. Dienstleistung hinausgewachsen ist und Infrastruktur 
darstellt) gehört in staatliche Hand. Und zwar radikal demokratisch organisiert, von unten nach oben, 
so dass die demokratischen Akteure nicht mehr politische Parteien sind, sondern Betriebsräte, Vereine, 
Genossenschaften.

Wir stellen uns das weniger wie einen Staat vor, sondern eher wie ein Netzwerk aus Produzenten und 
Konsumenten (die zwei Kammern) sowie von denen gewählte Vertreter für die regionale und nationale 
Ebene. Es wird ohne Frage weiterhin ein Staat sein -- ein Nationalstaat, um genau zu sein -- nur eben 
anders strukturiert und organisiert. Öffentliche Gewalt hätte rein administrativen Charakter und stünde 
mitten in der Gesellschaft, sie wäre nicht länger eine von der Gesellschaft getrennte und ihr 
entgegenstehende Macht.

Auch die Gewaltenteilung wird beibehalten und mit der Publikative (Medien) zu vier Gewalten ausgeweitet.

Alle Produktion hingegen, die nicht unerlässlich für die Daseinsfürsorge ist -- zum Beispiel Handwerk, 
Gastronomie, Prostitution (die Definition dessen muss politisch definiert werden, dazu weiter unten) -- soll 
weiterhin marktwirtschaftlich organisiert bleiben.

Es geht also nicht darum, Eigentum abzuschaffen oder so etwas. Sondern es geht um Fabriken, Raffinerien, 
Krankenhäuser, Banken, Verkehrsbetriebe, Wasserbetriebe, Elektrizitätswerke. Wozu brauchen solche 
Betriebe Eigentümer, die nichts zur eigentlichen Produktion beitragen? Eigentümer, wohlgemerkt, nicht 
Manager!

Es geht darum, dass die Produktionsmittel denen gehören, die sie auch in Bewegung setzen.

Daher brauchen Handwerk, Gastronomie, Prostitution nicht zwangsläufig eine gemeinschaftliche 
Organisierung. Eben weil diese Leute (in der Regel) bereits über ihre Produktionsmittel verfügen. 
Diese gehören ihnen und sie sind diejenigen, die sie in Bewegung setzen, um etwas zu produzieren: 
Werkzeug, Küche, Körper.

Auch der Taxifahrer kann individuell wirtschaften, als weiteres Beispiel. Der U-Bahn-Fahrer aber wird sich 
in den Verkehrsbetrieben genossenschaftlich organisieren und als arbeitsteiliges Kollektiv wirtschaften.



Wie aber erkennt man, ob etwas "über den Status Ware bzw. Dienstleistung hinausgewachsen ist 
und Infrastruktur darstellt"?

Adam Smith hat drei Arten von Einkommen unterschieden: Lohn, Profit, Rente. Und mit Rente meinte er 
Einkommen, dass durch Eigentum zustande kommt, also Pacht für Land, Miete für Wohnraum, Dividenden 
für Anteile, etc. Kurz: Leistungsloses Einkommen.

Ich würde noch eine vierte Art von Einkommen hinzufügen, das ebenfalls leistungslos ist: Wohlfahrt 
(bzw. in privatisierter Form: Wohltätigkeit).

Wenn etwas leistungsloses Einkommen ermöglicht, also Rente und Wohlfahrt, dann haben wir es mit 
Infrastruktur zu tun. Einkommen durch Rente aus Eigentum funktioniert ja nur deshalb, weil seine 
Nutznießer für die Gesellschaft notwendige Infrastruktur vereinnahmt haben. Diese Bereiche sollten 
daher nicht privatwirtschaftlich organisiert sein, sondern gesellschaftlicher Auftrag. Lohn und Profit 
hingegen, also an Leistung bzw. Einsatz gebundenes Einkommen, sollten marktwirtschaftlich ausgehandelt 
werden können.

....   

Wir lehnen jedes utopische Verständnis von Sozialismus oder Kommunismus ab. Diese philosophischen 
Gedankenspielereien sind oft Überbleibsel aus dem 18. und 19. Jahrhundert und in großen Teilen 
wissenschaftlich schon lange überholt. Vier Punkte, um das zu konkretisieren:


1) Recht auf Eigentum!

Die berühmte Parole "Eigentum ist Diebstahl" mag in Zeiten des Mangels durchaus Sinn gemacht haben. 
Angesichts der enormen Produktivität heutzutage jedoch macht es keinen Sinn, das Konzept Eigentum 
abschaffen zu wollen. Denn de fakto ist doch die Enteignung der Diebstahl, also der "Ausschluss der 
anderen vom Gebrauch der Sache". In Zeiten von Massenproduktion und Überfluss bedingt das eine schon 
lange nicht mehr das andere.

Die Konzepte Eigentum und Enteignung sind wohl so alt wie das menschliche Bewusstsein, und es war 
immer erstrebenswert, Enteignung zu vermeiden und stattdessen Eigentümer zu sein. Wir gehen also 
davon aus, dass es eine anthropologische Konstante ist und bestehen auf dem Recht auf Eigentum.



2.) Gegen falsch verstandene Kollektivität!

Kann etwas wirklich unvermittelt "gesellschaftliches Eigentum" sein, also auf Deutschland bezogen, 
80 mio Menschen gehören? Oder ist wirkliche Kollektivität auf überschaubare Gruppen zu beschränken?

Wir denken, dass sowohl historisch als auch psychologisch ist die Antwort klar ist, und verweisen auf 
Dunbar's Number, der zufolge das Optimum für stabile Gemeinschaften bei einer Mitgliederzahl von 
circa 150 Personen liegt. Erst seit gut 20-30 Jahren weiß man, dass die kognitive Grenze der Anzahl an 
Menschen, mit denen eine Einzelperson soziale Beziehungen unterhalten kann, sich zwischen 100 und 
250 bewegt. Jedes Verständnis von Kollektivität hat diese Tatsache zu berücksichtigen.

Das heißt nicht, dass Unternehmen nicht größer als 150 Mitarbeiter sein dürfen, sondern nur, dass die 
Untereinheiten entsprechend gestaltet sein sollten.

3.) Wettbewerb und Konkurrenz

Auf den Einwand, dass auch Genossenschaften untereinander konkurrieren müssten, im Kampf um 
Absatzmärkte, was daher die gleichen destruktiven Folgen nach sich ziehen würde wie der Monopol-
Kapitalismus, erwidern wir:

Worum kämpft man denn in dieser "Konkurrenz" angesichts der Lage, dass es mit heutiger Produktivität 
de fakto keinen Mangel geben kann?

Es wird selbstverständlich weiterhin Wettbewerb geben, den wird es immer geben. Wettbewerb artet 
nicht zwangsläufig in feindschaftliches Konkurrenzgebaren aus, sondern kann freundschaftlicher bzw. 
sportlicher Natur sein: Ein fairer Vergleich von Leistungsfähigkeit und schöpferischem Vermögen der 
Menschen.

In Zeiten des Überflusses muss Wettbewerb nicht zwangsläufig in Feindschaft ausarten. Man konkurriert 
nur, wenn Sachen begrenzt zur Verfügung stehen. Mangel und "begrenzt zur Verfügung stehen" sind 
angesichts der enormen Produktivität und riesigen Überkapazitäten jedoch künstlich geschaffene 
Phänomene: Sie sind Folge des fundamentalen Prinzips, den Bedürfnissen der Eigentümer gerecht zu 
werden, und nicht den Bedürfnissen der Schaffenden.



4.) Eine Abschaffung des Geldes wird es nicht geben

Auch wenn die industrielle Revolution die Verhältnismäßigkeit des Marktes sprengte, so hebt sie den Markt 
als solches nicht auf. Denn der Markt repräsentiert nicht nur ein Verhältnis, sondern auch Vermittlung, in 
anderen Worten: Kommunikation. Geld ist Sprache, es vermittelt Produkte und Dienstleistungen. Die 
Forderung, Geld abzuschaffen, ist daher genauso sinnlos, wie es wäre, die Abschaffung der Sprache zu 
fordern, weil es ungerechte Diskurshegemonien, Rhetorik und Propaganda gibt.

Das Ende des Mangels als bestimmender Faktor für menschliches Verhalten wird auch dem Geld seine 
jetzige Gewalt, Absolutheit und Totalität nehmen.

Mit einer durchdringenden Vergenossenschaftlichung der Wirtschaft wird den real existierenden Ausbeutungs- 
und Herrschaftsstrukturen ihre Grundlage entzogen. Und der entscheidende Schritt dahin ist eine "Reform" 
des Rechtssystems, welche in letzter Konsequent aber eine Revolution bedeuten würde. Eine Rechtsform, 
die das Eigentum an die konkreten Produzenten vor Ort überträgt, macht die Bildung von Konzernen 
unmöglich und hat zwangsläufig dezentrales und vernetztes Wirtschaften zur Folge. Das ist eine Form von 
"gelebter Vergesellschaftung" und steht in deutlichem Gegensatz zur zentralistischen Kommandowirtschaft, 
die letztlich einen Staat als entfremdeten Akteur über die Gesellschaft stellen muss ("tote Vergesellschaftung").

Die Vergesellschaftung der Wirtschaft ist bereits real, aber in einer der Gesellschaft entfremdeten und 
enteigneten Art und Weise.

Die Vergenossenschaftung der Wirtschaft ist die aktive Aneignung dieser entfremdeten enteigneten 
Vergesellschaftung. Packen wir es an!

....   

Was wir definitiv in Verbindung mit Vergenossenschaftung diskutieren müssen sind Fragen wie die Sinnhaftigkeit 
vieler Tätigkeiten, Wochenarbeitszeit, Ausbildung, usw. Auch weniger Materialverbrauch und dafür ein mehr an 
menschlicher Arbeit (Wartung, Reparatur, Tuning, Recycling, haltbare/dauerhafte Produkte, usw) gehört als 
Forderung auf die Tagesordnung. Des weiteren eine zeitgemäße Anpassung des Patentrechts ebenso wie die 
Aufhebung der Trennung von Handarbeit und Kopfarbeit, welche eine Veränderung der menschlichen 
Bedürfnisstrukturen nach sich ziehen und die Situation insgesamt verändern würde. Letzteres wäre unserer 
Ansicht nach recht einfach zu erreichen: Durch ein neues Verständnis von Bildung, wo "handwerkliches 
Geschick" ebenso als Bildung gilt wie Goethes "Faust". Aber, wie gesagt, diese und ähnliche Fragen müssen 
überhaupt erst einmal (neu) diskutiert werden.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Warum die "Liberalen" den islamistischen Faschismus hofieren

Warum dreht man im Westen so durch angesichts der Befreiung von Aleppo? Selbst wenn man es nicht als Befreiung sehen will, ohne Zweifel ist der Krieg in Aleppo zu Ende. Was ist so schlimm an Frieden? Warum dieser Wahnsinn in den Medien und in der Regierung?
 .
Weil diese Leute genau wissen, dass sie dem Monster zum Opfer fallen werden, das sie geschaffen haben -- wenn es nicht ordentlich gedeiht und sich dann seinem eigentlichen "Auftrag" widmen kann.
 .
Näheres zu diesem "Auftrag" hat mein geschätzter Kollege "Palette" in einem seiner letzten Kommentare bei Telepolis außerordentlich gut auf den Punkt gebracht, wie ich finde. Siehe unten. Zwar sehr kurz, und der zuvor von mir geäußerte Gedankengang wird dort leider nicht aufgegriffen, aber sein Kommentar liegt diesem Gedanken zu Grunde. Genau so wie meine beiden vorigen Beiträge hier:
http://derflamingo.blogspot.de/2016/05/postmoderner-faschismus.html
http://derflamingo.blogspot.de/2016/03/krieg-in-europa.html
 .
Als Nachtrag zu "Postmoderner Faschismus" außerdem noch zwei kurze Zitate:
 .
"Man kann nicht das Wesen des Faschismus bestimmen, wenn man nicht den Imperialismus kennt." (Palmiro Togliatti)
 .
"Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus». Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus»." (Ignazio Silone)
 .
 .

Palette, 12.12.2016 12:05 -- Ein wenig OT: "The Coming War on China"
 .
Die neue Doku von John Pilger im Free-TV:
 .
> https://deutsch.rt.com/kurzclips/44138-the-coming-war-on-china/
 .
Leider nur auf Englisch, kriegt angeblich aber bald auch deutsche UT. Sehr sehenswert!
 .
Russland und China sind -- ob sie das wollen oder nicht spielt keine Rolle -- die einzigen Herausforderer des Welt-Hegemonieanspruchs der transatlantischen Eliten, mit den USA an der Spitze. Da beides Atommächte sind, ist ein "konventionelles" Vorgehen gegen sie im Wortsinne selbstmörderisch.
 .
Aber: den Bürgerkrieg in beide Länder tragen, das kann man zumindest versuchen. Und da kommt der "politische Islam" sehr gelegen.
 .
Der Islamismus wird vom Westen gehätschelt, weil er genau dieses Versprechen in sich trägt: Die wichtigsten Konkurrenten von innen heraus zu zerstören. Sowohl Russland als auch China haben eine bedeutende muslimische Minderheit, die an den Rändern beider Länder jeweils die Mehrheit stellt. Perfekt gelegen also für eine Invasion des "Islamischen Staates".
 .
Und nicht zu vergessen die theologische Komponente. Abgesehen von der ohnehin "offenbarten" Weltherrschaft des Islam, sind die Chinesen schlicht eine Schande, da sie angesichts der Verkündung Gottes weiterhin Atheisten sind, Heiden!
 .
> https://www.heise.de/forum/posting-28562427/show/
 .
Eurasien destabilisieren um Russland und China auszuschalten, nur darum geht's.
 .
Das letzte und eigentliche Hindernis für ein solches Szenario ist der Iran. Ein wahres Bollwerk, eingekeilt zwischen die geographischen Barrieren Kaspisches Meer und Persischer Golf.
 .
Hinzu kommt die "Gefahr" eines Wiederherstellens der Handelsrouten über Land. Da ich keine Zeit mehr hab, noch ein Link:
 .
> https://www.heise.de/forum/posting-29457357/show/
 .
Insbesondere das "PS" ganz unten, inklusive der dort verlinkten Debatte anderer.

Samstag, 14. Mai 2016

Postmoderner Faschismus

Zunächst als Nachtrag zu meinem vorigen Beitrag:
 .
Artikel über den Bischof der Syrisch Orthodoxen Gemeinde in der Schweiz:
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/was-heute-im-nahen-osten-geschieht-wird-auch-in-europa-passieren/story/15073220
 .
"Es sei naiv zu glauben, dass sich die Millionen von Flüchtlingen, die jetzt über die Türkei nach Europa kämen, alle anpassen und mit den Christen in Europa in Frieden zusammenleben ­würden. Auch unter den Flüchtlingen gebe es Terroristen. «Warum nehmen die Golfstaaten, die Emirate und Katar keine Flüchtlinge auf?» Weil es ihre Agenda sei, Europa zum Islam zu ­konvertieren."
 .
Film-Beitrag über einen Geflüchteten, der wieder nach Syrien zurückgekehrt ist:
http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Rueckkehrer-fuehlt-sich-in-Syrien-sicherer-als-in-Europa-article17493251.html
 .
 .
 .
Ist der Salafismus der "Protestantismus" bzw. die "Reformation" des Islam? Oder schlicht der Nazi-Ersatz für den Imperialismus, der Faschismus des 21. Jahrhunderts?
 . 
 .
Der wohl bekannteste Schriftzug in arabischer Kalligraphie ist die "Shahada", das muslimische Glaubensbekenntnis:
 .
"La ilaha illa 'llah, Muhammad rasulu 'llah" -- Es gibt keinen Gott außer Gott, Mohammad ist der Gesandte Gottes
 .
Es ist z.B. auf der Flagge Saudi-Arabiens zu sehen, vor grünem Hintergrund:


Vor schwarzem Hintergrund gilt es als Flagge des Dschihad und wird von diversen islamistischen Gruppen genutzt:


 Und auch wenn es für einen Laien auf den ersten Blick überhaupt nicht danach aussehen mag -- auf der Flagge des "Islamischen Staates" steht genau das Selbe, Wort für Wort: "La ilaha illa 'llah, Muhammad rasulu 'llah"


Die Unterschiede fallen sofort auf, vor allem diese doch recht untypische, ja, man kann sagen: absolut profane Schrift, ohne jegliche kalligraphische Schönheit und Ästhetik. Das ist die absolute "Pop-Kulturalisierung" einer einst blühenden Hochkultur -- und perfekter Ausdruck dessen, dass der IS Pop-Kultur in Reinform ist. Darauf komm ich gleich zurück.
 .
Eine weitere graphische Besonderheit: der zweite Teil der Shahada -- "Mohammad ist der Gesandte Gottes" -- ist in Form eines Siegels dargestellt.
 .
Das ist der bildliche Ausdruck dessen, dass Muhammad im Islam als "Siegel der Propheten" gilt. In dem Sinne, dass es auch vor ihm Propheten gab (Abraham, Moses und Jesus [der im Islam nicht als "Sohn Gottes" gilt, sondern eben als Prophet]), Muhammad aber der Letzte sei und nach ihm keine mehr kämen. Er besiegelte also die Linie der Propheten.
 .
Der Überlieferung nach soll Muhammad sich einen Siegelring zugelegt haben, wo eben diese Worte eingraviert waren. Seine Nachfolger Abu Bakr und Umar sollen noch über ihn verfügt haben. Der dritte Kalif jedoch, Uthman, verlor angeblich diesen Ring in einem Brunnen in Medina und fertigte daher eine Kopie an.
 .
Uthman war übrigens derjenige, der den Koran (wörtl. "das zu Rezitierende", also etwas, das man auswendig kann) niederschreiben ließ, und somit die bis heute gültige Version der heiligen Schrift schuf. Er soll insgesamt sieben Abschriften des Qur'an in Auftrag gegeben haben: eine blieb bei ihm, sechs verteilte er im Reich. Und schon diese sieben sollen sich in Details unterschieden haben. Ausführlich dazu:
https://islamanalyse.wordpress.com/uberlieferung/

Man kann durchaus die These vertreten -- und ich tue das hiermit --, dass der von den Salafis angestrebte Ur-Islam mit Uthman sein unwiederbringliches Ende fand. Weil es eben Uthman war, nicht Muhammad, der jegliche islamische Wahrheit prägte. Wahrscheinlich ein früher Komplott der Juden, haha! :D [Ironie!]

 .
Als die Osmanen Bagdad eroberten, fanden sie angeblich einen Brief, auf dem eben dieses Siegel abgebildet sei, und brachten ihn als Reliquie nach Istanbul, wo er heute noch im Topkapi Palast aufbewahrt wird. Höchstwahrscheinlich ist es jedoch eine Fälschung der Osmanen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Seal_of_Muhammad
 .
Auf den online zu findenden Bildern dieses Siegelabdruck kann ich nicht erkennen, ob das Siegel auf der Flagge des IS sich daran orientiert, aber ich geh mal davon aus. Unabhängig von der so konstruierten historischen Kontinuität (Salafisten beziehen sich ja auf die "Salaf", die "Altvorderen", auf die frühsten und somit rechtgläubigsten Muslime) ist diese Schreibweise in ihrer Schlichtheit jedoch vor allem eine Form von Populismus, eine "Anerkennung" der realen, alltäglichen Schreibweise des Arabischen, jenseits seiner künstlerisch hoch entwickelten Schönheit, welche der Feder kalligraphischer Spezialisten entspringt. Pop-Kultur wie sie im Lehrbuch steht, Warhol lässt grüßen.


Der Islamwissenschaftler Olivier Roy schrieb: "Bin Laden hat dem Islam die Kultur entzogen, und so hat er ihn attraktiv gemacht als globale Ideologie." (Wo ich schonmal dabei bin, will ich euch auch Gilles Kepel empfehlen.)
 .
Mit diesem Satz ist enorm viel gesagt. Es erfasst meiner Meinung nach den Kern des Projekts "IS".
 .
 .
Um mich dem Thema auf einem anderen Pfad zu nähern (Kultur und Geschichte waren meine Schwerpunkte während des Studiums), zitiere ich mal den von mir sehr geschätzten "Palette". In Erwiderung auf einen Beitrag bei Telepolis, wo die derzeitigen Kriege im Nahen Osten als Konfessionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten dargestellt wurden, als eine Art "Nachholen des 30-jährigen Krieges" (so als sei dies eine "historisch notwendige Entwicklungsstufe der Menschheit"...), schrieb er Folgendes, wie ich finde, sehr Richtiges:
 .
"Um ein Äquivalent zum 30-jährigen Krieg in der islamischen Welt zu
haben, müsste sich innerhalb der sunnitischen Glaubensrichtung eine
"protestantische" Abspaltung etablieren.
  .
Der 30-jährige Krieg war eine "innerkatholische" Auseinandersetzung.
Die eigentliche Parallele zu Sunniten-Shiiten heißt im Christentum
Katholizismus-Orthodoxie.
  .
Ich hoffe, Sie können mir folgen.
  .
Man könnte natürlich auch schlussfolgern, dass eben die Wahhabiten
die sunnitischen Protestanten sind, aber das wäre dann doch zu sehr
konstruiert - was solche historischen Übertragungen immer sind, denn
sie erklären nichts, sie können höchstens zum Verständnis beitragen,
wenn man sich nicht allzusehr in die Realität eines anderen
Kulturkreises hineindenken möchte (oder kann).
  .
Es ist wie mit Sprache: Sie können keine Sprache mit einer anderen
ersetzen, aber Sie können jede Sprache in eine andere übersetzen. Und
jeder weiß: es gibt gute und schlechte Übersetzungen.
- was "Einsprachige" in der Regel schlecht bewerten können..."

 .
Aber ich denke eben, dass die Wahabiten und Salafisten durchaus diese "Protestanten im Islam" sind, und der Dschihadismus somit die "Reformation" des (sunnitischen) Islam.
Jedoch künstlich geschaffen, und sich dabei am historischen Beispiel des katholischen Protestantismus orientierend.
 .
Kurzer Geschichts-Exkurs: Anders als in der Ostkirche, wo jedes Volk seine eigene Sakralsprache hatte, galt in der Westkirche, im Katholizismus, nur Latein als heilig (neben den Originalen: Hebräisch fürs Alte und Griechisch fürs Neue Testament). Die deutsch-sprachige "Lutherbibel" war daher im Katholizismus etwas wirklich Revolutionäres.
Die katholische Geistlichkeit wollte weder eine unkontrollierte Verbereitung von Bibeln noch Bibelübersetzungen, um Fehlinterpretationen und Ketzerei zu vermeiden ("Bibelverbot"). Das Deutungsmonopol sollte entsprechend geschulten Personen vorbehalten bleiben.
 .
Die Lutherbibel machte dem ein Ende.
 .
Die 1454 (in Latein) gedruckte Gutenberg-Bibel leitete eine Revolution ein, die mit der (deutschen) Luther-Bibel von 1522/34 volle Fahrt aufnahm.
 .
Zwar gab es schon zuvor Übersetzungen, aber sie blieben ohne Massenwirkung. In Polen z.B. hatte sich Königin Sophia ab 1433 die erste polnische Übersetzung anfertigen lassen. Für den Eigengebrauch, da sie kein Latein konnte. Erst über 100 Jahre später, 1561, wurde die Leopoliten-Bibel (Leopolit = Lemberger, aus Lvov) gedruckt, die 1593 von der bis ins 20.Jh maßgeblichen "Jakob Wujek-Bibel" abgelöst wurde.
 .
So gab es im gesamten Mittelalter vereinzelte Übersetzungen, aber erst ab Mitte des 16.Jh., mithilfe des Buchdrucks, führen die Übersetzungen der Heiligen Schrift in die Volkssprachen zu einem Erodieren der Autorität der Geistlichkeit, die schließlich in den 30-jährigen Krieg münden wird.
 .
Es gibt Leute, die derzeit ein solches Erodieren geistlicher Autorität im Islam ausmachen. Eben damit erklären sie den an die historischen Kharijiten erinnernden Takfiri-Dschihadismus ("Takfir" = jemanden als "ungläubig" bzw "vom Glauben abgefallen" definieren) des "Islamischen Staates".
 .
Wer Englisch kann, lese dieses Interview mit Shaykh Hamza Yusuf, wo er genau dies anspricht:
http://thesaker.is/playing-with-religious-fire/
 .
Heute kann jeder Muslim den Koran lesen, und sich dabei seine persönlichen "Perlen" herauspicken. Für Shaykh Hamza Yusuf ist eben das die Ursache für islamistischen Wahnsinn.
 .
Meiner Meinung nach ist da was dran -- aber warum gerade jetzt? Buchdruck und Alphabetisierung sind keine neuen Erscheinungen im Nahen Osten. Ebenso haben Jahrzehnte der Sekularisierung diese Gesellschaften tief geprägt, trotz des institutionellen Mittelalters hier und da im Rechtssystem sind das keineswegs "mittelalterliche" Gesellschaften.
 .
Mit Sheykh Hamzas These könnte man die "erste revolutionäre islamische Bewegung" erklären, die Muslimbrüder (ab 1928), nicht aber den "Islamischen Staat".
 .
Ich würde den IS daher als gezieltes Projekt auffassen, und zwar aus folgendem Grund: Während soziologische Umbrüche die Muslimbrüder hervorbrachten (und somit also Hassan al-Banna quasi das Equivalent zu Martin Luther wäre), macht es der IS genau andersherum: Er macht sich soziologische Umbrüche zunutze [welche genau, und wofür, ist ein eigenes Thema, wahrscheinlich das meines nächsten Beitrags]. Und das sehr geschickt.
Die Denke des IS ist eben keine aus der heutigen Realität entstandene, sondern eine von Profis geschaffene Ideologie.
 .
Die zuvor angesprochene Nutzung der arabischen Schrift ist ein ästhetischer Ausdruck dessen, ebenso wie die hochauflösenden, professionell gemachten Propaganda-Clips des IS.
 .
Der heutigen Realität entsprechend entsteht eigentlich eine andere Ideologie, sie findet Ausdruck in der "recht großen, urbanen, gebildeten und jungen Gemeinschaft von Muslimen (die es in allen islamischen Ländern gibt), welche typisch postmodern ohne politisches Konzept lediglich einen "Lifestyle" repräsentiert."
 .
(Ebenfalls vom zuvor erwähnten "palette". Wobei ich das nicht als quasi "natürliche" Folge einer angeblichen Postmoderne, sondern politisch erklären würde: Die "Liberalen" auf der Welt kennen nur eine Heimat -- den sog. Westen, sprich: die USA -- und verlassen sich auf deren Institutionen...
Oder genauer gesagt: der Hegemon erlaubt nur das alternativlose Konzept des Neoliberalismus, und zwar in einer totalitären Form: politisch, ökonomisch, kulturell, ja, sogar historisch gedacht, bis in die Ebene konkreten Handelns. Ich fand sehr beeindruckend, wie ein Kollege aus Afrika bei dem Sozialforum in Wroclaw schilderte, dass es praktisch unmöglich geworden ist, unabhängig von westlichen NGOs zivilgesellschaftlich aktiv zu sein.
Zugleich aber hat der Hegemon bei weitem nicht die Macht, sein hegemoniales Versprechen auch einzulösen: https://www.youtube.com/watch?v=-LPCauj9LJw) 
 .
Ich möchte an dieser Stelle an das berühmte Zitat von Max Horkheimer erinnern: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“. Vielen vor, während, und auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die enge Verbindung zwischen Kapitalismus und seinen Akteuren (insbesondere big business und Finanzwesen) und Faschismus bekannt. Heute ist es meist bloß noch ein sinnentleerter Slogan, wenn nicht gar vollends in Vergessenheit geraten.
 .
Und der Islamismus ist heute das, was der deutsche Nationalismus während der 30er war: die erhoffte Rettung des Kapitalismus' in der Krise, der Versuch, dieses System (mal wieder) mithilfe von Krieg und Faschismus zu erhalten.
 .
 .
Eigentlich wollte ich hier noch einen sehr guten Beitrag über Brzezinskis geopolitisches Konzept vom Nahen Osten verlinken, Grundlage der Idee eines "amerikanischen 21. Jahrhunderts" -- aber ich finde es grad nicht. Reich ich nach.
 .
. . .
 .
Eins noch: "Allahu akbar" heißt nicht einfach "Gott ist groß", sondern "Gott ist größer". Da das vergleichende "als" (min [من]) fehlt, wird es meist mit "Gott ist am Größten" übersetzt. Es gibt jedoch Stimmen, die sagen, dass es durchaus vergleichend gemeint war: "Unser Gott ist größer als eurer", im Sinne von 'Der Gott der Araber (Allah) ist größer als der anderer Völker'. Gerade die Frühzeit des Islam war sehr ethno-zentristisch -- die heilige Schrift wurde in Arabisch offenbart und ist unübersetzbar -- von daher denke ich, dass dieses vergleichende Element im "Takbir" (Allahu akbar sagend) von zentraler Bedeutung war, und in Grunde auch heute noch ist.

Sonntag, 27. März 2016

Krieg in Europa?

Diese mail ist zwei Monate alt (geschrieben am 25./26.1.2016, stark gekürzt und stilistisch angepasst am 26.3.2016). Geschrieben hab ich sie an zwei Freunde, in Folge einer Diskussion mit ihnen.

Hallo Leute.
 .
Stellt euch vor, ihr seid im sonnigen September 2013 in Donezk, und erzählt den Leuten "Ey, nächstes Jahr habt ihr hier Bürgerkrieg."
 .
Was wären wohl die Reaktionen gewesen?
 .
Und nicht anders wäre es im Mai 1991 in Sarajevo, oder im August 2010 in Damaskus gewesen. So gut wie niemand in diesen drei Städten hätte zu diesen Zeitpunkten geglaubt, dass es bald Krieg, Tod und Zerstörungen geben könnte.
 .
Krieg ist keine Frage von Wollen oder Nicht-Wollen sondern hat seine eigenen Regeln und Dynamiken.
 .
Als wir uns kennengelernt haben, war ich ja voll der Hippie, erinnert ihr euch :) ich hatte absolut nichts mit Nationalismus zu tun, und auch keine Schlägereien gesucht oder solche Sachen. Ich war Pazifist, antinational, und vegan...
"Vorzeige-Linker" kann man fast schon sagen.
 .
Und zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens war in Bosnien noch Krieg. Noch etwa anderthalb Jahre lang.
 .
Dieser Krieg hat mich geprägt, auch wenn ich in Deutschland aufgewachsen bin. Mir war schon damals klar, dass nur die Entscheidung meines Vaters, als Gastarbeiter nach Deutschland zu gehen, mich vor diesem Krieg bewahrt hat.
 .
Eine andere Sache, die ich damals, als 14-,15-,16-Jähriger verstanden hab, ist Folgendes:
Ich hatte nie etwas gegen Kroaten oder Bosniaken, aber wenn ich einem Kroaten oder Bosniak gegenüberstand -- woher sollte ich wissen, dass der genau so drauf ist wie ich? Dass er nichts gegen Serben hat? Konnt ich nich wissen, also bin ich Kroaten und Bosniaken aus dem Weg gegangen...
 .
Auch Serben bin ich damals aus dem Weg gegangen, allen Jugos -- einfach wegen dem politischen Klima während des Krieges, da wollt ich nichts mit zu tun haben.
Aber ich hab sehr gut verstanden, dass ich diesen Luxus nur hatte, weil ich in Deutschland war, und dass ich in Bosnien keine andere Wahl gehabt hätte, als mich an "meine Leute" zu halten, also Serben.
 .
Das z.B. sind so Kräfte und Dynamiken des Krieges. Das reißt dich mit und davon, egal ob du willst oder nicht.
 .
Und es stimmt auch nicht, dass Serben, Kroaten und Bosniaken sich schon immer gehasst haben. So einfach ist die Scheiße nicht zu erklären, die damals passiert ist. Dieser Krieg wurde gezielt geschürt und provoziert (auch von außen: youtu.be/R1QL1M8zycE [erste 1,5 min reichen]), und am Anfang brauchte es nur ein paar hundert Freischärler, um die Dynamik des Krieges in Gang zu setzen. Selbst in den heftigsten Zeiten war der Großteil der Bevölkerung Zivilisten, über 4 mio Menschen auf 50.000 km².
 .
Den Krieg geführt haben: 110.000 Bosniaken, 45.000 Kroaten, und 80.000 Serben
https://en.wikipedia.org/wiki/Bosnian_War
 .
Nur damit ihr mal ne Vorstellung davon habt, wie wenig Soldaten ausreichen, um einen recht großen Krieg drei Jahre lang zu führen...
 .
 .
So, und jetz geht's los: Ukraine
 .
Erinnert ihr euch noch an die Chronologie der Eskalation in der Ukraine? Ich will nur ein paar, für meinen weiteren Gedankengang zentrale Elemente in Erinnerung rufen:
 .
Zu den ersten schweren Straßenschlachten kommt es Mitte Januar, am 19.1. genau gesagt. Aber einen Maidan gibt es ja nicht nur in Kiev, sondern auch in anderen Städten und Regionen, vor allem im Westen. So werden zu eben diesem Zeitpunkt, Mitte Januar, mindestens in den Oblasten Iwano-Frankivsk und Lvov mehrere Regierungsgebäude von der Opposition eingenommen, und der Gouverneur der Oblast Lvov wird abgesetzt.
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http://www.welt.de/politik/ausland/article124330301/In-Lemberg-haben-Aufstaendische-bereits-das-Sagen.html
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Ende Januar 2014 sind also Teile der Westukraine nicht mehr unter Kiev's Kontrolle. Die Opposition dort entmachtet die offizielle Polizei und befiehlt den Spezialeinheiten, das Gebiet zu verlassen. Statt dessen übernehmen "Freiwilligen-Einheiten" polizeiliche Aufgaben.
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Macht euch klar, dass z.B. auch die Waffen der Polizisten dabei in den Besitz dieser Freiwilligen übergehen!
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Wenn ihr irgendwo "Regierungsgebäude übernommen" lest, heißt das immer auch Polizeistationen und die dortige Ausrüstung. Das ist wichtig.
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Einen Monat später, am 18.2., kommt es in Kiev zu einer weiteren Steigerung, eine wahre Explosion der Gewalt: es kommen massiv Schusswaffen zum Einsatz. 25 Menschen sterben, über 1.000 werden z.T. schwer verletzt. Sowohl Demonstranten als auch Polizisten sind unter den Toten und Verletzten.
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Auch der 19.2. ist blutig, aber etwas ruhiger (zumindest in Kiev), und der 20.2. ist dann der Tag, wo Scharfschützen 60-70 Menschen gezielt erschießen. 49 davon sind Protestierende, die später als "Himmlische Hundertschaft" geehrt werden, weil der 20.2. die Wende brachte.
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So, warum erzähl ich das?
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Weil ich euch klar machen will, dass innerhalb von nur einem Monat eine extreme Eskalation der Ereignise stattgefunden hat.
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Vor allem aber will ich dass ihr versteht, wo die vielen Waffen herkommen: Aus den Beständen von Armee und Polizei!
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Mit der Übernahme von Regierungsgebäuden in der Westukraine, und der damit zusammenhängenden Bewaffnung von "Freiwiligen", hat die Sache eine ganz andere Dynamik entwickelt. Ne Menge Leute aus der Westukraine sind mit eben diesen von der Polizei übernommenen Waffen nach Kiev gegangen. (Klar gab es auch die Jagdgewehre von Opa, etcetera, aber solche Waffen allein hätten niemals ausgereicht. Außerdem wären die höchstwahrscheinlich "bei Opa" geblieben, wenn nicht die gesamte Lage so eskaliert wäre.)
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Und in den drei richtig blutigen Tagen vom 18.-20. Februar wurden weitere Polizeistationen übernommen, und am 19.2. auch einige Kasernen überfallen und geplündert: meines Wissens nach in Lvov, Iwano-Frankivsk und Rivne (siehe auch: Lvov und Tarnopol).
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Daher kommt der Großteil der Waffen -- zumindest zu diesem Zeitpunkt -- in den Händen dieser Freiwilligen-Bataillone, wo auch viele Faschisten sind.
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Im Zuge der "pro-russischen" Demonstrationen während der Monate März und April wiederholt sich das zuvor Geschilderte. Im Osten, in den Oblasten Donezk und Lugansk, werden ebenfalls Regierungsgebäude (u.a. eben Polizeistationen) übernommen, und im April kommt es zu Überfällen auf und Plünderungen von Kasernen.
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Da haben die Separatisten ihre Waffen her. Zumindest anfangs. Später, zu Beginn des Krieges Ende April, haben sich außerdem einige Einheiten der offiziellen ukrainischen Armee samt Ausrüstung auf deren Seite geschlagen. (Zudem kamen Mitte April bewaffnete Kosaken aus Russland, die gezielt nach Sloviansk gegangen sind. Auch wenn sie zu wenige für einen Krieg waren, für die Eskalation waren sie mitentscheidend.)
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Und denkt dran, dass die reguläre Armee zu Beginn überfordert war, unschlüssig, chaotisch. Erst im Verlaufe des Kriegs wurde sie immer mehr in die Kampfhandlungen involviert. Die Dynamik in Gang gesetzt haben bewaffnete Milizen!
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Eins noch: Was, meint ihr, wäre die Aufgabe dieser "Freiwilligen-Milizen" gewesen, die sich während der Maidan-Proteste mit Waffen und Munition aus Kasernen und Polizeistationen eindeckten? Die Krim natürlich. Was sonst?!
-- "Die Krim wird ukrainisch sein, oder ohne Menschen!"
Die ukrainischen Nazis wären los, um mit diesem Spruch ernst zu machen, den se seit Jahren skandieren. Den Amis wär's Recht gewesen...
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Die Russen haben übrigens sehr spät erst reagiert. Anscheinend ging erst am 20.2. der Befehl raus, die [Schwarzmeerflotte auf der] Krim zu sichern, zumindest legen das die Auszeichnung nahe, die an beteiligte Soldaten verteilt wurde: "Für die Rückkehr der Krim 20.02.14 - 18.03.14"
http://s00.yaplakal.com/pics/pics_original/7/9/6/3172697.jpg (Vorderseite)
http://s00.yaplakal.com/pics/pics_original/2/9/6/3172692.jpg (Rückseite)
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Im Verlaufe des Konflikts entwickeln beide Seiten weitere Wege und Infrastrukturen der Waffenversorgung. Aber der Krieg hat angefangen mit Waffen, die bei Überfällen und Plünderungen ("Übernahme") von Polizeistationen und Kasernen erbeutet, und anschließend an "Freiwillige" verteilt wurden.
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Und genau so geht auch der "Islamische Staat" vor.
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http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_71349592/is-steht-im-irak-vor-einnahme-der-riesigen-provinz-anbar.html
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Die zuvor beschriebene "Übernahme" von Kasernen und Polizeistationen spielte auch in Syrien, Irak und Libyen eine wichtige Rolle, sowohl allgemein, als auch bei der Eroberung von zusammenhängenden Territorien, die von IS, Al-Nusra und anderen "Rebellen" kontrolliert werden.
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Ein paar wenige erfahrene und bewaffnete Kämpfer -- 5-10 Leute reichen, je nach Objekt -- stürmen zum Beispiel eine Polizeistation oder Kaserne zu einem Zeitpunkt, wo diese schwach besetzt ist (Wochenende, nachts), erschießen das Wachpersonal und brechen die Waffenkammern auf. In der Nähe warten Unterstützer, die mit den erbeuteten Waffen ausgestattet werden, und weitere wichtige Objekte übernehmen und die Verbindungswege sichern. So schafft man sich ein Territorium, und macht die Bewohner zu Geiseln.
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Das fängt klein an. Erst Dörfer und kleinere Städte, darauf aufbauend benachbarte größere Städte, und schließlich Provinz-Hauptstädte usw.
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Und der IS geht taktisch und strategisch sehr klug vor. Übernimmt gezielt die gesamte Infrastruktur und sorgt dafür, dass diese weiter funktioniert. Die nehmen das ernst mit dem "Staat" in ihrem Namen. Das hat auch Einfluss auf die Bevölkerung, weil es zumindest Stabilität bedeutet.
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Dazu kommt die generell schlechte wirtschaftliche Lage, welche "Glücksritter" oder auch einfach nur verzweifelte Leute dazu bringt, sich dem IS anzuschließen. Und vor allem natürlich: die Ideologie des IS. Auch das ist ein sehr wichtiger und mächtiger Faktor.
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Ich hab ja Islamwissenschaft studiert, aber das muss man gar nicht, um zu wissen, dass in den letzten Jahren eine enorme Radikalisierung in der islamischen Welt stattgefunden hat. Seit dem Ende des Ostblocks schreitet die "Wahhabisierung" des Islam unaufhaltsam voran. Und es ist dieses ideologische Klima, im Zusammenspiel mit der sozialen und wirtschaftlichen Lage, welche dazu führt, dass ständig neue Kämpfer zum IS stoßen.
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http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/saudi-arabien-bereitet-den-naehrboden-des-terrors-13934322.html
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Wenn ihr mehr zur "Wahhabisierung des Islam" lesen wollt: Der Islam ist nicht das Problem!
Ich kenn diesen "palette" übrigens, der hat mit mir studiert. Ist n echt guter Kommentar von ihm, solltet ihr lesen. Auch die Diskussion darunter ist gut, aber da reicht eigentlich die Letzte mit "holzmueller".
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Eine weitere wichtige Parallele zu Ukraine sind Konflikte zwischen Demonstranten und Bullen während Protesten, die sich mit der Zeit, und zwar relativ schnell, gegenseitig hochschaukeln -- bis zu nem Punkt, wo es richtig knallt.
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Die "Grundzutaten" sind: Gut organisierte und bewaffnete Aktivisten mit radikaler Ideologie, nutzen gekonnt eine recht weit verbreitete allgemeine Unzufriedenheit, und treiben den Konflikt zwischen (Teilen der) Gesellschaft und Staatsgewalt auf die Spitze, wo der Konflikt eskaliert.
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In Syrien entwickelte sich der Bürgerkrieg ja auch aus Protesten (wie in Ukraine), der IS kommt erst später dazu.
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Während in Ukraine die Proteste in Kiev eine bedeutende Rolle spielten, waren es in Syrien Proteste in Dara'a (150.000 Einw.). Da kam es am 18. März 2011 (ein Freitag) zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten, bei denen nach Angaben von Aktivisten die Polizei vier Demonstranten erschossen haben soll. In den folgenden Tagen gab es weitere Kundgebungen, bei denen am 20. März die Lage eskalierte: sieben Polizisten und mindestens vier Demonstranten kamen ums Leben.
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Während sich die Lage in Dara'a von da an nicht mehr beruhigte, weiteten sich die Proteste ab dem folgenden Freitag (25.3.) auch auf andere Städte aus. Diese waren zwar noch recht klein, aber teilweise kam es zu Zusammenstößen; sowohl mit Sicherheitskräften, als auch zwischen Gegnern und Anhängern der Regierung. In Al-Sanamayn z.B. (30.000 Einw.) hat an diesem Tag eine bewaffnete Gruppe versucht, dass dortige Armee-Hauptquartier zu überfallen.
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Die Regierung reagierte auf die Proteste und entließ noch am folgenden Tag (26.3.) etwa 250 politische Gefangene (von denen die meisten Islamisten gewesen sein sollen).
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Am 8. April kam es dann im zuvor schon erwähnten Dara'a -- nach dem Freitagsgebet von drei Moscheen aus -- zu Protestzügen, an denen sich insgesamt mehrere 10.000 Menschen beteiligten. Aus dieser Demonstration heraus sollen 19 Sicherheitskräfte erschossen worden sein, woraufhin die Polizei das Feuer auf die Demo eröffnete. 27 Demonstranten sollen dabei ums Leben gekommen sein.
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Von da an eskalierte die Lage immer weiter und an immer mehr Orten. Quellen zum Vorigen und mehr dazu in dieser Wiki-Chronik: (nebenbei: vergesst die deutsche Wikipedia, wenn ihr euch zu politisch brisanten Themen einen Überblick verschaffen wollt.)
https://en.wikipedia.org/wiki/Timeline_of_the_Syrian_Civil_War_%28January%E2%80%93April_2011%29
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Eine andere wichtige, frappierende Parallele zu Ukraine sind unbekannte Scharfschützen. Anhänger der Regierung sagen, das waren Provokateure, mit dem Ziel zu eskalieren -- Anhänger der Opposition sagen, dass das Regime so die Leute einschüchtern wollte.
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Das folgende Video (2:00 min) zeigt übrigens Dara'a am 8. April: https://www.youtube.com/watch?v=zJYKLb72Y1k
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Von Moscheen ausgehende Demos im Anschluss an das Freitagsgebet spielten eine Schlüsselrolle, das sollte man beachten. Und diese Leute, die da aus der Demo heraus auf Bullen geschossen haben, das war nicht der IS, sondern einfach nur Islamisten. Die sog. "Gemäßigten Rebellen"™. Deren Ideologie und Praxis unterscheidet sich jedoch nicht vom IS, aber das habt ihr wahrscheinlich schon mitgekriegt.
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Und das Äquivalent zu den Islamisten in Syrien, waren/sind in der Ukraine halt Ultra-Nationalisten und Faschisten.
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Wir hier, haben sowohl Islamisten als auch Faschos...
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So, und jetzt zu Deutschland. Oder genauer: Europa.
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Auch wenn es hier um Menschen geht, und Zahlen mehr verschleiern können als erklären -- trotzdem, zuerst einmal ein wenig Mathe:
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Ende 2015 zählte das BAMF 1.091.894 Flüchtlinge. Das Innenministerium sprach darüber hinaus von ca. 290.000, die noch nicht registriert seien (Vize-Kanzler Gabriel sprach im November 2015 davon, dass 40-50% der Eingereisten noch nicht registriert seien), und etwa 130.000, von denen jede Spur fehle.
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Zusammen genommen sind das etwa 1,5 Millionen Flüchtlinge. In Deutschland. Mindestens 80% davon sollen Muslime sein, und knapp drei Viertel Männer zwischen 18 und 40. Weil's einfacher zu rechnen ist, gehe ich im Folgenden von einer Million muslimischer männlicher Flüchtlinger im Alter von 18 bis 40 Jahren aus.
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Nun kann man sagen "Bei 80 mio Deutschen ist das kein Problem", aber:
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Etwa 35 mio hierzulande sind unter 40, und etwa 20 mio zwischen 18 und 40. Die Hälfte davon sind Männer, das macht also etwa 10 Millionen Männer zwischen 18 und 40 Jahren in Deutschland.
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Da wirkt die Zahl von über 1 Million muslimischer Männer diesen Alters schon ganz anders, im direkten Vergleich. Oder? Das bedeutet nich zuletzt auch einen "Frauenmangel" von gut einer Million...
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Ich will auf keinen Fall sagen, dass muslimische Flüchtlinge gefährlich sind, und/oder Stress oder gar Krieg wollen. Nein. Die allermeisten werden korrekte Leute sein. Aber die reisen ja komplett unkontrolliert. Es ist kein Problem für den IS, Leute in diesem Flüchtlingsstrom nach Europa zu schleusen, und es wurden ja auch schon einige IS-Kämpfer identifiziert.
http://www.independent.co.uk/news/world/europe/isis-fighters-hiding-on-migrant-boats-coming-to-europe-report-says-10255887.html
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(Davon mal abgesehen stammen über zehn Prozent der IS-Kämpfer im Nahen Osten aus Europa, also hier geborene und aufgewachsene Muslime und Konvertiten...)
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Aber wenn -- zusätzlich zu diesen gezielt eingeschleusten IS-Kämpfern -- von dieser Million männlicher Flüchtlinge auch nur 5% mit dem IS oder anderen Islamisten bzw. Dschihadisten sympathisieren, dann sind das schon 45.000 Mann...
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Im nächsten Absatz wird's wesentlich konkreter, hier will ich nur kurz Allgemeines, fast schon Banales, zusammenfassen.
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Meine These ist: Ein paar hundert zu allem entschlossene und kampferfahrene Männer reichen vollkommen aus, um auch hierzulande, im "reichen Europa", einen Bürgerkrieg loszutreten -- wenn bestimmte weitere Bedingungen "günstig" sind: Wirtschaft, Stimmung, Soziales, etcetera.
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Hat in Bosnien, Ukraine und Syrien auch gereicht. Die 10.000-e kommen so nach und nach dazu...
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Es gibt keine offizielle Statistik, aber laut der Deutschen Islamkonferenz sind 7% der in Deutschland lebenden Menschen Muslime.
https://de.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Deutschland#Anzahl_der_in_Deutschland_lebenden_Muslime
Und da muslimische Familien kinderreicher sind, schätze ich den Anteil bei den 18-40-Jährigen eher auf so zehn Prozent, vielleicht mehr. In absoluten Zahlen: mindestens zwei Millionen, die Hälfte davon Männer.
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Zusammen mit den neu Ankommenden macht das grob geschätzt 20% Muslime bei der männlichen Bevölkerung im wehrfähigen Alter. In Deutschland.
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STOP!! Ich will hier noch gar nichts behaupten, okay. Behaltet einfach nur die Zahlen im Hinterkopf, erst am Ende werd ich ein mögliches Szenario konkret schildern. Erst da wird's heftig, ab "So, und jetzt meine Prognose, was passieren kann"
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Es zeigt sich ja jetzt schon immer deutlicher, dass Deutschland nicht in der Lage (oder Willens?) ist, dieser Menge an Menschen auch nur das Notwendigste zu bieten. Merkels "Wir schaffen das!" wird unbezahlten Freiwilligen aufgebürdet, die oft damit überfordert sind, an ihre persönlichen Grenzen kommen, und schlicht im burn out zusammenbrechen.
Im Hintergrund, 1. Quartal 2016, war ein unbedingt lesenswerter, mit Abstand hervorragender Artikel dazu: bit.ly/22RkbQf
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Diese 1,5 Millionen Menschen müssen teilweise unter echt miesen Bedingungen leben -- und das kann sich natürlich zu einer Gefahr entwickeln. Der berühmte Spruch von Bert Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." war ja keine Aufforderung, sondern eine Feststellung.
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Wenn wir Millionen von Menschen kein "Fressen" bieten können -- woher soll dann die "Moral" kommen?
Und "Fressen" meint nicht bloß Nahrung, sondern Jobs, Wohnung, Frauen, Freizeitangebote -- nichts von dem können wir in ausreichendem Maße angemessen bieten.
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Und genau diese Situation wird es radikalen Islamisten relativ leicht machen, unter Flüchtlingen Stimmung zu machen und Unterstützer zu suchen, zu werben und zu gewinnen. Die vorher genannten 5% Sympathisanten halte ich ehrlich gesagt für viiiel zu niedrig...
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Denn diese zuvor angesprochene "Wahhabisierung des Islam" ist ein wirklich ernstes Problem. Meine persönliche Schätzung von Sympathisanten für Islamisten unter muslimischen Flüchtlingen bewegt sich eher so bei 30%, aber ich wär überhaupt nich überrascht, wenn es sogar mehr wäre... Das heißt nicht, dass alle diese Leute eine Waffe in die Hand nehmen würden oder so was. Auch Islamisten sind meist gute und friedvolle Menschen, das sind keineswegs alles Mörder, Gewaltverbrecher oder sonstige Arschlöcher. Nein, das heißt nur, dass sie "Verständnis" für diese Ideologie haben. Saudi-Arabien hat in den letzten Jahren einen "guten Job" gemacht. (Mehr dazu in diesem Link zuvor, von der FAZ.)
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Außerdem können diese Leute derzeit ja ihre Chance nutzen, und vor Krieg und Elend fliehen -- aber wohin soll's gehen, wenn Beides sie auch hier erreicht? Was passiert dann?
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Auf der anderen Seite werden zur Zeit auch die Rechten immer aktiver. Sowohl die richtig radikalen und militanten Straßennazis, als auch die aus dem eher bürgerlichen Milieu stammenden. Sieht man ja an den Erfolgen von AfD und Pegida. Auch die Angriffe auf Flüchtlingsheime und -lager haben zugenommen und werden weiter zunehmen.
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Das alles allein könnte schon reichen, damit sich die Lage immer mehr hochschaukelt und irgendwann explodiert. Mit nicht vorhersagbaren Konsequenzen.
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Aber -- es kommt noch besser: viele rechnen mit ner baldigen, sehr heftigen Weltwirtschaftskrise. Und ich hab gestern erst einen interessanten Artikel über den "Baltic-Dry-Index" gelesen, anhand dessen von einigen auch schon die Krise von 2008 prognostiziert wurde.
http://www.heise.de/tp/artikel/47/47208/1.html
Und wenn es zu ner fetten Wirtschaftskrise kommt, ja dann is richtig scheiße...
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So, und jetzt zum Kern meiner ganzen Argumentation:
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Polizeistationen sind in Deutschland relativ schwach bewacht. Gerade am Wochenende, an Feiertagen oder nachts ist da so gut wie niemand. Und die paar Polizisten, die zu der Zeit auf Streife unterwegs oder in Bereitschaft sind, kann man relativ leicht beschäftigen: Schlägerei, Sachbeschädigung, Brandstiftung, egal.
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Die Polizei in Duisburg zum Beispiel, ne Stadt mit 500.000 Einwohnern, hat neun Gebäude, sechs davon sind durchgängig besetzt.
https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/Duisburg/stadtkarte.pdf
Und "durchgängig besetzt" heißt nachts und am Wochenende oft: ein Diensthabender im Gebäude.
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Wenn IS-Kämpfer in fünfer-Teams gleichzeitig alle sechs Wachen angreifen, haben die Verteidiger keine Chance, und der IS hat Zugang zum gesamten Equipment der Duisburger Polizei -- also Waffen, Munition, schusssichere Westen, die Schlüssel zum Fuhrpark, etcetera. Kurz: alles, was sonst den 1.600 Polizisten (Seite 4 -- nich vergessen: von den 1.600 sind viele im Innendienst...) zur Verfügung steht.
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Und das mit nur 30 Leuten als direkte Angreifer! Höchstens. Zwei pro Wache könnten sogar reichen, weil niemand mit so was rechnet.
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Wenn die zusätzlich Einbrecher-Teams zu den drei unbesetzten Gebäuden schicken (sollten diese im militärischen oder lokalstrategischen Sinn brauchbar sein, würde das sicher der Fall sein -- solche Sachen sind nich schwer rauszukriegen), dann halt grob nochmal n Dutzend Leute mehr.
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Und wie in Syrien, Irak und Libyen würden in der Nähe jeweils Dutzende von Unterstützern warten, die nach erfolgreicher Einnahme entsprechend ausgerüstet und bewaffnet werden. Nichts spricht dagegen, dass sie auch hier so vorgehen würden.
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Sie hätten zudem die Infrastruktur der Polizei somit ausgeschaltet. Wie soll die reagieren, sich koordinieren? Wo sind alle Kontakte, Telefone, Computer etc? In eben diesen besetzten Gebäuden...
Klar, Duisburg ist keine isolierte Insel. Bundespolizei und Beamte aus umliegenden Städten würden den Job der duisburger Kollegen übernehmen -- aber: jeder Terrorist weiß das. Daher würde so eine Aktion nie isoliert bzw. ohne weiteren Plan stattfinden... Ich komm auf dieses Beispiel "Duisburg" noch einmal zurück.
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Noch krasser ist die Situation bei Kasernen. Mannschaftskasernen werden am Wochenende auch nur von zwei Leuten bewacht, und da gibt es so einiges mehr an Gewehren, Handfeuerwaffen, Munition, Granaten, etcetera, als in Polizeistationen...
Deswegen gab es in der DDR den Witz, dass man die BRD in nur zwei Tagen erobern könnte, wenn man nur wollte.
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Hier habt ihr n paar Bilder von Sachen, die unter "Leichte Waffen" laufen. So einiges davon samt Munition findet sich in jeder Kaserne.
http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK9jNTUIr2S1OSMvMxsvYzEvJTyxLS01Dz9gmxHRQAXMqh4/
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Die Stützpunkte mit den richtigen Waffenlagern werden natürlich besser geschützt, aber auch da sind die Medien voll von echt schlechten Nachrichten. Eine davon, die wohl schlechteste, ist, dass schon seit Jahren die Bewachung solcher Objekte an private Sicherheitsdienste abgegeben wird.
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"Landesweit unterhält die Truppe 2056 Liegenschaften, 455 davon müssen bewacht werden. An 361 Standorten übernehmen den Job private Sicherheitsfirmen."
http://www.welt.de/politik/deutschland/article124447738/Bundeswehr-laesst-Kasernen-von-Billigwachen-schuetzen.html
Die Nachricht is vom 2.2.2014, und schon da ist die Rede von Einbrüchen und Diebstahl von Waffen und Munition...
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"Für die Wachmänner gilt ein Tariflohn, sie verdienen pro Stunde 9,50 Euro. Der Wachschutz an den Kasernen ist personalintensiv, in Hagenow sollen pro Tag 10 Wachschützer eingesetzt werden. Sie arbeiten das ganze Jahr im 12-Stunden-Schichtsystem. Die Munition der Waffen, so heißt es in der Auftragsbeschreibung, sei vom Bewachungsunternehmen zu stellen."
http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Bundeswehr-steckt-Millionen-in-Wachschutz-fuer-Kasernen,bundeswehr1290.html (vom 3.11.2015)
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Hagenow ist ein fetter Stützpunkt, das Panzergrenadierbatallion 401 ist da stationiert: etwa 1000 Soldaten und einiges an schwerem Gerät.
Beschützt von fünf Zivilisten, die für 9,50 Euro die Stunde zwölf-Stunden-Schichten schieben...! 
(10 pro Tag à 2 Schichten = 5 pro Schicht)
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Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen: Fünf Zivilisten, ganz normale Security-Penner, wie du sie mittlerweile überall sehen kannst, viele davon gescheiterte Existenzen, die diesen Job machen, weil se sonst keiner haben will, schützen für 9,50 €/h militärische Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland... Und fünf Leute nennt man "personalintensiv".
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Glaubt ihr ernsthaft, in Syrien, Irak, Libyen oder Ukraine hätte es die gleiche Praxis gegeben?
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Vergesst es! Den "Bürger in Uniform" und solche Sachen gab's da nicht, das waren autoritäre Staaten, teilweise Diktaturen. Wenn's da funktioniert, dann funktioniert es hier erst recht...
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Dazu kommt noch, dass Teilbereiche von Kasernen -- bei laufendem Betrieb! -- für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.
Leichter kann man es potenziellen Terroristen echt nicht machen...
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So, und jetzt meine Prognose, was passieren kann
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Ich denke mal, es ist ziemlich offensichtlich, dass hier auch Mentalitäten aufeinanderprallen. Weit über eine Million Flüchtlinge, hauptsächlich Muslime, aus Ländern, in denen ganz andere Strukturen bestimmend sind, sowohl institutionell als auch vom Denken her, sind schon ne Menge.
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Und wenn ich zuvor gesagt habe, dass die auf zehn Millionen gleichaltrige Männer treffen, dann ändert sich das Verhältnis noch einmal extrem zu Gunsten der Flüchtlinge, bzw. zu Muslimen insgesamt, wenn wir die Zahlen nicht auf ganz Deutschland beziehen, sondern auf Regionen.
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Wenn der IS hier aktiv werden wollen würde, dann wäre ihm "ganz Deutschland" egal. Landesgrenzen interessieren ihn nicht, er zieht seine Eigenen und würde sich dabei auf die vielversprechendsten Regionen konzentrieren.
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Wo wären die? Guckt mal auf die Karte:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0f/EU_NUTS_2_population_density_2007.svg
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Von Nordfrankreich (Calais, Lille) über die nordwestlichen 2/3 von Belgien, die südliche Hälfte von Holland, bis nach NRW. Das ist das "Herz" Europas, die am dichtesten besiedelte Region. Und wie es dicht besiedelte Regionen so an sich haben, sind sie Magnete für Neuankömmlinge.
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Dazu kommt, dass sowieso viele direkt nach Calais, bzw an die Atlantikküste gehen, weil sie weiter nach GB wollen. Da lässt man sie aber nicht hin, und dadurch staut sich das alles in dieser Region. Allein in diesem Camp "Jungle Calais" sollen etwa 6.000 Flüchtlinge leben (Stand November 2015), wie viele in der Gegend insgesamt irgendwie untergekommen sind, weiß niemand.
https://en.wikipedia.org/wiki/Calais_jungle
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Und die allermeisten Flüchtlinge haben eine ganz andere Einstellung zum Leben als der Durchschnitts-Franzose. Calais hat 70.000 Einwohner, und es gibt ne Menge Videos und sonstige Berichte darüber, wie es sich da grad so lebt, mit gut zehn Prozent Neubürger, die im Endeffekt auf und von der Straße leben...
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Und wie gesagt, wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Keiner weiß, wohin das alles führen wird.
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Hier in diesem Interview spricht ein Ratsherr der SPD (!) aus Essen davon, dass die "Integration arabischer Flüchtlinge scheitert"
http://www.derwesten.de/staedte/essen/der-essener-norden-schafft-das-nicht-id11442282.html
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Er sagt, es sei jetzt schon zu beobachten, wie die Flüchtlinge in den Essener Norden drängen -- und da leben schon jetzt 40% Ausländer, von denen 90% Hartz IV beziehen, und wo man schon seit Jahren Probleme mit Organisierter Kriminalität habe, in erster Linie libanesische Banden.
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Ihr solltet dieses Interview lesen, Leute. Hier nur ein Zitat, wo es darum geht, dass man doch auch früher die Türken gut integrieren konnte:
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"Früher war das so. Ich arbeite mit 15 Türken gut zusammen, mache allerdings die Erfahrung, dass das private Miteinander weniger geworden ist. Nur eine kleine Minderheit unter denen, die ich kenne, hat deutsche Freunde. Das war mal anders. Die Leute werden zudem ständig religiöser, und sie sind sehr stolz auf ihr Land und ihren Präsidenten – damit ist die Türkei gemeint."
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Wenn in Deutschland etwa 7% Muslime sind, in Frankreich 8%, in Belgien 6% und in Holland 5%, dann ist deren Anteil in den großen Städten um einiges größer, und somit auch in dieser dicht besiedelten Region auf der verlinkten Karte.
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In Brüssel zum Beispiel sind 22% der Bewohner Muslime, in manchen Stadtteilen sogar 40-50% (49,3% in Saint-Josse, 39,3% in Molenbeek und 38,5% in Schaerbeek). Muslime, nicht einfach Ausländer (Ausländeranteil Brüssel is 57%, is ja auch Sitz von NATO und EU).
https://fr.wikipedia.org/wiki/Islam_en_Belgique
 .
Ihr wisst, welche Rolle Muslime aus Brüssel bei den Pariser Anschlägen gespielt haben, oder?
[Nachtrag 26.3: Die Anschläge von Dienstag in Brüssel haben das ja nochmal ins mediale Schlaglicht gebracht -- und waren auch Anlass für die Entscheidung, diese mail zu veröffentlichen.]
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Ende November hat übrigens der italienische Zoll in einem LKW 800 nicht deklarierte Gewehre (Pumpgungs) eher zufällig gefunden und beschlagnahmt. Der LKW kam per Fähre aus der Türkei in Triest an und sollte weiter nach Brüssel.
http://www.nzz.ch/international/zoll-in-triest-beschlagnahmt-800-fuer-belgien-bestimmte-gewehre-1.18653416
https://www.youtube.com/watch?v=Byxh7TC8pMs
http://www.epochtimes.de/politik/welt/italien-800-tuerkische-gewehre-fuer-isis-beschlagnahmt-shotgun-a1287709.html
 .
Diese Region hat außerdem mehrere Häfen: Calais, Oostende, Zeebrugge, Antwerpen und Rotterdam. Ein einziger davon würd reichen -- wenn der in die Hände vom IS fällt, kann der den nutzen für Lieferungen jeglicher Art.
Und Zeebrugge ist n großer Hafen, in einer Stadt mit nur etwa 120.000 Einwohnern. Also, ich würd den nehmen...
https://de.wikipedia.org/wiki/Hafen_von_Br%C3%BCgge-Seebr%C3%BCgge
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Bekanntermaßen ist auch die Arbeitslosigkeit unter Ausländern, vor allem unter Muslimen, in ganz Europa hoch. Etwa ein Drittel dieser Leute ist arbeitslos, teilweise mehr.
http://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/156-Manifestations_DE.pdf (S. 54)
 .
Und dazu haben wir aktuell über eine Million Flüchtlinge, die ziemlich beschissen leben müssen, in Zelten, ohne Privatsphäre, die teilweise hungern müssen, den ganzen Tag vor irgend nem Amt stehen, sonst nichts zu tun, denen kaum einer vertraut, und so weiter. Die haben nichts zu verlieren, und bieten können wir denen auch nichts...
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Und da immer mehr kommen, werden sich sowohl die Arbeitslosigkeit (und insgesamt Möglichkeiten des Geldverdienens, auch im kriminellen Milieu) als auch die Lage der Flüchtlinge immer mehr verschärfen und aussichtsloser erscheinen.
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So einige könnten sich denken: "Vom zivilen Leben hab ich nicht viel zu erwarten. Mit ner Knarre in der Hand aber: alles. Geld, Frauen, Macht, ..."
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Relativ kleine Alltagskonflikte werden ja jetzt schon immer mehr. Auch die Stimmung in der Bevölkerung polarisiert sich immer weiter (nicht nur unter "Deutschen").
Wie Lenin sagte: jede Quantität schlägt irgendwann in Qualität um -- irgendwann wird ein Punkt erreicht, in dem die ganze Stimmung kippt. Und das kann recht schnell gehen.
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Und wenn in dieser Situation auch noch kampfbereite und kampferprobte Islamisten den Aufstand proben, dann wird das ziemlich übel werden.
 .
[Nachtrag 27.3: Es scheint ja, dass die brüsseler Zelle einen anderen Plan (oder Auftrag) hatte, aber die Festnahme von Abdeslam dies verhinderte, und die Attentäter -- kopflos und in Angst, bald ebenfalls im Knast zu landen -- in Eingeninitiative "irgendwas" gemacht haben...]
http://www.heise.de/tp/artikel/47/47770/1.html
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Stellt euch das am Beispiel Duisburg geschilderte Szenario mit den Polizeistationen noch einmal vor.
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30 Angreifer übernehmen alle sechs Polizeiwachen einer 500.000-Einwohnerstadt. Wenn die pro Wache noch 30-50 Unterstützer haben -- um die erbeuteten Waffen zu übernehmen, weitere Objekte anzugreifen und die Verbindungswege zu sichern -- dann sind das insgesamt etwa 250 bewaffnete Islamisten. Nur in Duisburg. Diese 250 Leute haben die Polizei entmachtet, deren Waffen übernommen, deren Infrastruktur zerstört, und weitere strategische Objekte besetzt. Denen gehört damit de fakto die Stadt.
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Was meint ihr, wie viele in Duisburg würden dem Ruf "Allahu akbar" folgen, und sich ihnen anschließen?
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Und was, wenn die so eine Aktion in den 20 wichtigsten Städten in diesem Gebiet auf der verlinkten Karte durchziehen wollten (und dabei den Rhein als natürliche Grenze nutzen, also linksrheinisch bleiben, und Duisburg somit nicht dazu gehören würde)?
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Nur Lille (1 mio), Brüssel (1 mio), Antwerpen (600.000), Liege (500.000) und die linksrheinischen 2/3 von Köln sind größer/gleich Duisburg, die restlichen 15 Städte sind kleiner... (Eventuell noch Rotterdam [600.000], dann wären's 14 kleinere Städte, fast alle davon unter 200.000 Einw.)
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Aber damit es einfacher zu rechnen ist, gehen wir mal vom duisburger Durchschnitt aus:
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Pro Stadt 30 Profis des IS, plus jeweils 250 Sympathisanten, die bereit sind, sich für Allah und 72 ewige Jungfrauen im Paradies (oder Geld, Macht und Frauen auf Erden) dem bewaffneten Kampf anzuschließen -- macht 600 Profis und 5.000 Sympathisanten, um alle Polizeistationen in 20 Großstädten der am dichtesten besiedelten Region Europas anzugreifen, und dort die Macht zu übernehmen.
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Mehrere Millionen Menschen würden so auf einen Schlag zu Geiseln, und die Angreifer hätten Tausende potenzieller neuer Kämpfer.
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Diese 600 Profis könnten sich problemlos schon im real existierenden "Islamischen Staat" absprechen und den Flüchtlingsstrom nutzen. Die 5.000 Unterstützer sucht man sich halt aus dem Flüchtlingsstrom und unter den Einheimischen heraus. So Sachen wie genaues Datum etcetera, damit es gleichzeitig passiert, kann man mit den 20 Anführern jederzeit klären. Die koordinieren dann den Rest in ihren jeweiligen, recht kleinen Gruppen.
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Wenn so eine Aktion in 20 Städten gleichzeitig gestartet wird, wär die Staatsgewalt machtlos... Allein schon deswegen, weil bis zu vier Staaten gleichzeitig betroffen wären. Und je nach genereller Situation würden sich zuerst Hunderte, und bald darauf Tausende, den Angreifern anschließen.
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Und das wäre das Maximal-Szenario. Wie gesagt, in Syrien und Irak fing der IS mit Dörfern und Kleinstädten an...
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Was, wenn die erst einmal gezielt Ringe schließen, z.B. um Städte wie Brüssel? Die bräuchten zum einen weniger Leute für die ganze Aktion, und wenn sie die Gegend um den Flughafen kontrollieren, dann wär der unbrauchbar. In Brüssel sitzt die EU und die NATO.
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Wenn die parallel zur Übernahme der Polizeistationen noch Sendezentralen einnehmen, also TV und Radio, könnten die direkt Propaganda machen und weitere Unterstützer werben, oder gleich zu bestimmten Aktionen aufrufen. Und so Sendezentralen sind auch mehr oder weniger unbewacht. Weil halt niemand mit so einer Scheiße rechnet.
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Die könnten zusätzlich noch einigen wichtigen Persönlichkeiten (Politiker, Wirtschaftsbosse, etcetera) Privatbesuche abstatten, und diese Leute samt Familien als Geiseln nehmen.
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Und so weiter... Mögliche Szenarien gäbe es genug.
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Die Frage ist nicht, ob solche Sachen möglich sind, sondern ob der IS sowas will, bzw. plant.
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Dieses Szenario hier am Schluss, wo der IS direkt aktiv wird und versucht, Städte und Regionen zu übernehmen, das ist nur der worst case. Es gibt ewig viele vorstellbare Eskalationsstufen unterhalb dieses levels. Ich hab absichtlich diesen worst case näher beschrieben, weil ich denke, dass selbst der nicht unrealistisch ist. Was meint ihr: wie sieht's dann erst mit diesen "Eskalationsstufen darunter" aus?
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Aber wenn es der worst case wird -- dann würde das richtig fett Krieg bedeuten, weil das reguläre Armeen auf den Plan rufen würde. Wie sollen die gegen auf solche Art eroberte Städte vorgehen? Flugzeuge? Artillerie? Straßenkampf um jedes Haus?
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Hier mal n paar Bilder aus Damaskus, wo sich die reguläre Armee mit genau diesem Szenario konfrontiert sah und sieht:
https://www.youtube.com/watch?v=M0ELAa02TUY
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Scheiße, Leute, Damaskus war echt mal ne schöne, lebenswerte Stadt. Ich war da zwar nie, weil ich nie die Kohle dafür hatte, aber sehr viele aus meinem Studium sind da hin. Syrien, Libanon und Ägypten waren die beliebtesten Orte für ein Auslandssemester, vor allem aber Syrien: Damaskus und Aleppo. Die Leute waren ohne Ausnahme voll begeistert, einige sind da mehrmals hin. Das war so die Zeit von 2004 bis 2008, danach bin ich aus dem Studium ausgestiegen.
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Noch was: Selbst wenn die bei so ner Aktion in vielen Fällen scheitern -- sollten die nur zu 20% erfolgreich sein, wäre das ein Terroranschlag von enormen Ausmaßen, der schon allein für sich genommen so einiges an Dynamik lostreten würde.
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Und vergesst dabei nicht die Bereitschaft zu Selbstmordanschlägen. Islamisten sind die Kamikazes des 3. Weltkriegs...
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Deutschland und die EU sind jetz schon gespalten. Das Misstrauen nimmt immer mehr zu, sowohl in die Institutionen, als auch innerhalb der Bevölkerung. Und das wird zunehmen, da brauch man kein Nostradamus zu sein.
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Das Merkel hat uns richtig fett in die Scheiße geritten. Und mit "uns" mein ich alle in Europa -- auch die Flüchtlinge.
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Denn nicht die Flüchtlinge sind die eigentliche Gefahr. Sie sind nur das "Kanonenfutter". Die Gefahr sind ausgebildete Dschihadisten, und unsere Eliten!
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Ich sage keinesfalls, dass unsere Eliten Krieg wollen. Zumindest nicht in Europa. Sie glauben schlicht, sie könnten von Kriegen außerhalb profitieren. Die sagen ja offen, "unsere Gesellschaft kann die jungen Flüchtlinge gut gebrauchen" und dies sei "keine Flüchtlingskrise sondern ein Flüchtlingsboom" (ab min 3:40).
Ich sage lediglich: die machen die Rechnung ohne den Wirt... 
Zu den Motivationen unserer Eliten verweise ich auf Äußerungen anderer (Kommentare aus dem TP-Forum): Goerlitzer 1, Goerlitzer 2, Anja Böttcher.
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Nachtrag, bzw Zugabe: 
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Noch mal zu diesem "worst-case"-Szenario.
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Abgesehen davon, dass bereits enorme Unzufriedenheit vorhanden sein muss, um so etwas erfolgversprechend durchzuziehen (im Sinne von "Weckruf für die Massen") erfordert das natürlich enorm gute Kommunikation und Koordination zwischen den Angreifern, das macht man nicht mal eben so.
Irgendwelche Terroristen mögen vielleicht einige zentrale Gebäude angreifen und einnehmen können, oder Politiker und Wirtschaftsbosse samt Familien festsetzen (oder so was wie 2008 in Mumbai durchziehen) -- aber eine derart fette Aktion, wie ich sie zuvor beschrieben hab, kriegen die natürlich nicht hin.
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Eine straff und gut organisierte Armee, die diesen Namen auch verdient, hat mit so einem Szenario hingegen keine Schwierigkeiten, weil sie auf durchweg zivile Strukturen trifft, die keinerlei Widerstand leisten können.
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Und der IS ist aus einer richtigen Armee entstanden, nämlich aus der Irakischen, und hat so einiges an Strukturen beerbt...
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[Nachtrag 26.3: Der zuvor verlinkte RT Deutsch-Artikel spricht von 400 im Sinne einer "Spezialeinheit" ausdrücklich für Einsätze in Europa trainierten IS-Kämpfern. Weiterer Nachtrag 28.3: http://www.heise.de/tp/artikel/47/47806/1.html (checkt auch die Kommentare!)]
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Außerdem hat der IS eine "dschihadistische Universität" in Raqqa etabliert. Das wird deutlich aus einem kürzlich aus Raqqa herausgeschmuggelten, für interne Lehrzwecke gedachten "IS-Video, das Einblick in das Labor zeigt, in dem Wissenschaftler und Waffenexperten ähnlich wie Q in den Bond-Filmen neue Waffen und Angriffstechniken ausbrüten".
http://www.heise.de/tp/artikel/47/47068/1.html
In dem darin verlinkten SkyNews-Artikel sind Ausschnitte aus diesem Video zu sehen.
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Was natürlich einen bedeutenden Unterschied ausmacht, ist die Tatsache, dass der Westen in den zuvor geschilderten Konflikten eine wichtige Rolle spielt (und im Falle der Ukraine auch Russland, da die NATO-Mitgliedschaft der UA und der damit direkt zusammenhängende Verlust der Schwarzmeerflotte eine ernste Gefahr für Russland darstellt).
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Diese Rolle wird der Westen gegenüber sich selbst ja wohl nicht spielen... Entgegen so einigen VT's geh ich zumindest davon aus.
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Denn in den westlichen Interventionen scheint man verstärkt auf eine "Strategie des Chaos" zu setzen, wo man quasi als "lachender Dritter" die Dynamiken eines lokalen Konfliktes in seinem Sinne zu beeinflussen und zu nutzen versucht. Dieser Posten eines lachenden Dritten würde in Europa entfallen.
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Es sei denn, man will den USA unterstellen, das Szenario aus dem Film "Babylon A.D." umsetzen zu wollen, wo die UNO keine Organisation mehr ist, sondern ein Territorialstaat (auf dem Gebiet der heutigen USA und Kanada) und zugleich der letzte Rest der "zivilisierten Welt", umgeben von einer 15-Meilen-Todeszone, die mit Drohnen überwacht wird, welche jeden Eindringling eliminieren, und wo der Rest des Globus einfach nur "failed-state-Territorium" darstellt, mit Warlords etcetera...
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Auch wenn sich Parallelen aufdrängen mögen, bezweifle ich ernsthaft, dass solche Psychos in den USA das Sagen haben. Selbst wenn, müssten sie enorme Widerstände auf den unteren Rängen, der ausführenden Ebene, überwinden.
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Dennoch halte ich das nicht unbedingt für einen Hoffnungsschimmer, denn es gibt nie nur einen "lachenden Dritten". Der IS ist ja direkte Folge des Sturzes von Sadam Hussein, mit dem Player wird niemand gerechnet haben. Und was in Libyen funktioniert hat (Sturz und Vernichtung des alten Systems) scheitert gerade krachend in Syrien, wegen des unerwarteten Eingreifens Russlands. Und so weiter.
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Das ist die uralte Story des Zauberlehrlings, der völlig die Kontrolle über "die Geister, die er rief", verliert.
Und der "lachende Dritte" in Europa könnte durchaus der Islamismus sein. Oder sogar Saudi-Arabien und Türkei...


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