Aus dem Inneren der Ukraine
(Dieser Blog ist online seit dem 7. August 2014, aber die Texte mit diesem Datum reichen zurück bis Mitte Juni. Es fing an als mail-Verkehr mit zwei Freunden, im Anschluss an eine Diskussion, und ich wollte meine Meinung auf diese Weise besser veranschaulichen. Auf einer Veranstaltung zum Thema Ukraine erzählte ich davon, was ich mache - und hatte promt einige Leser_innen mehr. Für die habe ich die folgende Einleitung geschrieben.)
Aus den
mails der vergangenen Wochen hab ich einige Sachen herauskopiert, um eine
Einleitung oder Vorgeschichte bieten zu können, ohne euch die ganzen mails zu
schicken - die sind einfach zu lang und entstanden aus einer konkreten
Diskussion, das würdet ihr eh nicht alles lesen...
Okay, zugegeben, auch auch diese mail ist lang, aber das ist sozusagen das "best of" aus allen mails der letzten vier Wochen. Es sind ein paar allgemeine Sachen und eine Auswahl von Kurzrezensionen zu Nachrichten aus ukrainischen Medien - ohne meine Kommentare und Einschätzungen. Einen Teil davon hab ich kurz als PS und PPS am Ende dieser mail mit reingenommen, als Bonus sozusagen.
Okay, zugegeben, auch auch diese mail ist lang, aber das ist sozusagen das "best of" aus allen mails der letzten vier Wochen. Es sind ein paar allgemeine Sachen und eine Auswahl von Kurzrezensionen zu Nachrichten aus ukrainischen Medien - ohne meine Kommentare und Einschätzungen. Einen Teil davon hab ich kurz als PS und PPS am Ende dieser mail mit reingenommen, als Bonus sozusagen.
- ich hab
gerade nochmal alles durchgelesen und keine 20 Minuten gebraucht. Ihr werdet
sehen, diese viertel Stunde lohnt sich.
Angefangen
hat die Diskussion mit meinen Bekannten über die Einschätzung des sog.
Anti-Maidan, von da ausgehend auch ausgeweitet auf das Thema Novorossiya und
Faschisierung der Ukraine. Zum Veranschaulichen meiner Sicht hab ich denen dann kurz
zusammengefasste Nachrichten aus den ukrainischen Lokalmedien geschickt, wo ich
auch die Diskussionen in den Kommentarspalten kurz anreiße und grob wiedergebe.
Hinzugenommen hab ich dann noch die Konflikte zwischen Oligarchen, Nachrichten
über das Kampfgeschehen im Osten, die wirtschaftliche Lage, soziale Proteste -
im Grunde, alles, was mir spontan interessant und erwähnenswert erscheint.
ALLGEMEINES
Über die Anführer der Separatisten hat die Bundeszentrale für politische Bildung am 6. Juni einen interessanten Text veröffentlicht, der am 19. Mai auf Russisch erschienen war. Ich teile nicht alle Interpretationen, aber der Text ist informativ, hier ein Auszug:
"Puschilins Leute [...] schaffen ein überzeugendes Bild des Separatismus in Donezk. Ich nehme an, dass Rinat Achmetow genau dieses Bild benötigte, um mit Kiew zu verhandeln und versprechen zu können, Puschilin und seine Leute zum Rückzug zu bewegen, wenn Kiew die gewünschten Zugeständnisse mache. Es wäre wahrscheinlich letztendlich auch alles so gelaufen, wenn da nicht Slowjansk gewesen wäre. In Donezk sitzen Leute in Verwaltungsgebäuden, Rentner gehen zu Kundgebungen und auf den Straßen sind Pseudobarrikaden zu sehen. In Slowjansk ist alles ernst. In Slowjansk sitzt Strelkow.
[...] Sein Auftauchen in Donezk nicht in der Rolle eines geheimen Beraters, sondern eines Menschen, der offen ein schweres Verbrechen nach ukrainischem Recht begeht, zeigt, dass er nicht mehr von jemandem angestellt ist. Die jüngsten Äußerungen Strelkows zeigen alles Mögliche, aber nicht, dass ihm Russland hilft. [...]
Dass Borodai sich Strelkow angeschlossen hat, gehört zu einer Geschichte über wahre Freundschaft und sonst nichts. Borodai kann nicht als Beweis für die Verantwortung des Kreml an Strelkows Aktivitäten dienen. Das ist nicht die Hand Moskaus, es ist einfach Borodai – auch so etwas gibt es."
http://www.bpb.de/internationales/europa/ukraine/185497/die-anfuehrer-der-separatisten-in-donezk-und-luhansk
Über die Anführer der Separatisten hat die Bundeszentrale für politische Bildung am 6. Juni einen interessanten Text veröffentlicht, der am 19. Mai auf Russisch erschienen war. Ich teile nicht alle Interpretationen, aber der Text ist informativ, hier ein Auszug:
"Puschilins Leute [...] schaffen ein überzeugendes Bild des Separatismus in Donezk. Ich nehme an, dass Rinat Achmetow genau dieses Bild benötigte, um mit Kiew zu verhandeln und versprechen zu können, Puschilin und seine Leute zum Rückzug zu bewegen, wenn Kiew die gewünschten Zugeständnisse mache. Es wäre wahrscheinlich letztendlich auch alles so gelaufen, wenn da nicht Slowjansk gewesen wäre. In Donezk sitzen Leute in Verwaltungsgebäuden, Rentner gehen zu Kundgebungen und auf den Straßen sind Pseudobarrikaden zu sehen. In Slowjansk ist alles ernst. In Slowjansk sitzt Strelkow.
[...] Sein Auftauchen in Donezk nicht in der Rolle eines geheimen Beraters, sondern eines Menschen, der offen ein schweres Verbrechen nach ukrainischem Recht begeht, zeigt, dass er nicht mehr von jemandem angestellt ist. Die jüngsten Äußerungen Strelkows zeigen alles Mögliche, aber nicht, dass ihm Russland hilft. [...]
Dass Borodai sich Strelkow angeschlossen hat, gehört zu einer Geschichte über wahre Freundschaft und sonst nichts. Borodai kann nicht als Beweis für die Verantwortung des Kreml an Strelkows Aktivitäten dienen. Das ist nicht die Hand Moskaus, es ist einfach Borodai – auch so etwas gibt es."
http://www.bpb.de/internationales/europa/ukraine/185497/die-anfuehrer-der-separatisten-in-donezk-und-luhansk
Ukrainischer TV-Bericht über Flüchtlinge aus Slaviansk (dt. Untertitel, äußerst sehenswerte 5 Minuten!)
Der Angriff auf das Verlagsgebäude der Zeitung "Vesti" am 5. Juli in Kiev (2 Minuten)
Warum Russland noch immer nicht in den Konflikt eingegriffen hat (dt. Untertitel, auch sehr empfehlenswerte 3 Minuten!)
Interessant sind auch die Umfragen
von 112.ua
- http://112.ua/oprosy/
In der vom
1.-14.7. wurde gefragt "Unterstützen Sie die Fortführung der ATO?"
219.410 Stimmen: 60,1% Nein; 39,6%
Ja
Seit dem
14.7. lautet die Frage: "Haben Sie Geld überwiesen, um die ukrainische
Armee zu unterstützen?"
14.945 Stimmen bisher: 41,6%
"nicht überwiesen"; 31,1% "an die andere Seite überwiesen";
22,3% "überwiesen"; 4,1% "der Armee - nein, den Flüchtlingen und
Verwundeten - ja".
Zwischen mitte Juni und anfang Juli gab es "Protestaktionen" des Rechten Sektors gegen russische Banken, in mehreren Städten. In der Regel beschränkte sich das (soweit ich weiß) auf picketing-Aktionen, aber in Zhitomir sind die Aktivisten stundenlang unterwegs gewesen und haben fünf russische Banken demoliert. Vor den Augen der Bullen!
Zwischen mitte Juni und anfang Juli gab es "Protestaktionen" des Rechten Sektors gegen russische Banken, in mehreren Städten. In der Regel beschränkte sich das (soweit ich weiß) auf picketing-Aktionen, aber in Zhitomir sind die Aktivisten stundenlang unterwegs gewesen und haben fünf russische Banken demoliert. Vor den Augen der Bullen!
Bei 1:15 gibt es die Megaphon-Ansage "Nein zu russischen Banken in der Ukraine", und bei 4:08, nach der Visitenkarte von Dmitro Yarosh (übrigens genau die, die auch am 20. April bei Slaviansk "gefunden" wurde, als sich die halbe Welt in den sozialen Netzwerken über die "tumbe russische Propaganda" lustig gemacht hat:
http://euromaidanpress.com/2014/04/20/hashtag-yaroshs-business-card-blows-the-internet-away/
- auf jeden Fall ist nach dieser Karte ab 4:15 ein Aufkleber zu sehen "Boykottier russische Waren! Kauf ukrainisch ein!"
Noch was zum neunten Mai:
Der Gouverneur von Kherson (auch Südosten) hat bei der dortigen Feier öffentlich gesagt, dass Hitler eigentlich die Leute von Joch des Kommunismus befreien wollte...
http://www.streetmob.org/news/natsionalizm/1282-gubernator-khersonskoj-oblasti-nazval-gitlera-osvoboditelem
Der sagt das vor Veteranen! In dem link ist ein Video, die Ansage kommt ab 0:50 etwa. Guckt's euch an, auch wenn ihr kein Ukrainisch könnt, die Reaktion der Leute ist eindeutig...
K I E V
[9. Juli
2014]
Klitschko
hat letzten Freitag dazu aufgerufen, die für Samstag geplante Demo für die
Rechte sexueller Minderheiten abzusagen. Er sprach davon, dass man angesichts
des Krieges im Land und der Tatsache, dass im Donbass Menschen sterben, eine
derartige Veranstaltung nicht machen könne, es sei "nicht richtig".
http://vesti.ua/kiev/59675-klichko-prizval-vozderzhatsja-ot-razvlechenij-i-gej-paradov-vo-vremja-vojny-na-vostoke
Die Veranstalter haben daraufhin die Veranstaltung abgesagt, mit der Begründung, dass sie die Sicherheit der Teilnehmer nicht gefährden wollen. Es kamen mehrere Drohungen von seiten Radikaler, u.a. den Ultras, und die Polizei hat ihnen mitgeteilt, dass sie die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleisten kann
vesti.ua/kiev/59689-v-kieve-otkazalis-ot-provedenija-gej-marsha
http://vesti.ua/kiev/59703-pravozawitniki-vozmuweny-otmenoj-marsha-ravenstva-v-kieve
Am Samstag gab es statt dessen eine flash-mob-Aktion von etwa 25 LGBT-Aktivisten. Keine Meldungen über irgendwelche Zwischenfälle
http://vesti.ua/kiev/59854-predstaviteli-seks-menshinstv-proveli-fleshmob-v-kieve
In der folgenden Nacht jedoch attackierten etwa 15 Radikale den LGBT-club "Pomada" mit Leuchtfackeln und Böllern, verletzt wurde niemand, lediglich Fassade, Klimaanlage und Außenkameras wurden beschädigt.
http://vesti.ua/kiev/60034-v-kieve-radikaly-s-shashkami-napali-na-gej-klub
In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es auf dem Maidan zu einer Massenschlägerei inklusive Schießerei. Nach offiziellen Angaben wurden vier Menschen verletzt, Augenzeugen sprechen von mindestens 17 Verletzten (zwei liegen schwer verwundet im Krankenhaus, verweigern jegliche Aussage)
http://vesti.ua/kiev/59875-v-socsetjah-soobwajut-o-massovoj-drake-s-perestrelkoj-na-majdane
http://timer.od.ua/news/strel_ba_v_kieve_na_maydane_govoryat_minimum_o_17_postradavshih_v_militsii_o_chetireh_579.html
Es gibt verschiedene Versionen: einige berichten, dass es ein Streit war zwischen der 3. Hundertschaft und den "Patrioten der Ukraine" (jetzt Bataillon AZOV), wobei letztere mit MG's bewaffnet waren und diese benutzten.
Vertreter von Azov hingegen sagen, dass die "Alko-oborona" (Alko-verteidigung, abwertend angelehnt an "samo-oborona" = Selbstverteidigung) sie provoziert und angegriffen hätte und sie sich verteidigen mussten
http://vesti.ua/kiev/60037-majdanovcy-ugrozhajut-klichko-i-streljajut-svoih
http://vesti.ua/kiev/59675-klichko-prizval-vozderzhatsja-ot-razvlechenij-i-gej-paradov-vo-vremja-vojny-na-vostoke
Die Veranstalter haben daraufhin die Veranstaltung abgesagt, mit der Begründung, dass sie die Sicherheit der Teilnehmer nicht gefährden wollen. Es kamen mehrere Drohungen von seiten Radikaler, u.a. den Ultras, und die Polizei hat ihnen mitgeteilt, dass sie die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleisten kann
vesti.ua/kiev/59689-v-kieve-otkazalis-ot-provedenija-gej-marsha
http://vesti.ua/kiev/59703-pravozawitniki-vozmuweny-otmenoj-marsha-ravenstva-v-kieve
Am Samstag gab es statt dessen eine flash-mob-Aktion von etwa 25 LGBT-Aktivisten. Keine Meldungen über irgendwelche Zwischenfälle
http://vesti.ua/kiev/59854-predstaviteli-seks-menshinstv-proveli-fleshmob-v-kieve
In der folgenden Nacht jedoch attackierten etwa 15 Radikale den LGBT-club "Pomada" mit Leuchtfackeln und Böllern, verletzt wurde niemand, lediglich Fassade, Klimaanlage und Außenkameras wurden beschädigt.
http://vesti.ua/kiev/60034-v-kieve-radikaly-s-shashkami-napali-na-gej-klub
In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es auf dem Maidan zu einer Massenschlägerei inklusive Schießerei. Nach offiziellen Angaben wurden vier Menschen verletzt, Augenzeugen sprechen von mindestens 17 Verletzten (zwei liegen schwer verwundet im Krankenhaus, verweigern jegliche Aussage)
http://vesti.ua/kiev/59875-v-socsetjah-soobwajut-o-massovoj-drake-s-perestrelkoj-na-majdane
http://timer.od.ua/news/strel_ba_v_kieve_na_maydane_govoryat_minimum_o_17_postradavshih_v_militsii_o_chetireh_579.html
Es gibt verschiedene Versionen: einige berichten, dass es ein Streit war zwischen der 3. Hundertschaft und den "Patrioten der Ukraine" (jetzt Bataillon AZOV), wobei letztere mit MG's bewaffnet waren und diese benutzten.
Vertreter von Azov hingegen sagen, dass die "Alko-oborona" (Alko-verteidigung, abwertend angelehnt an "samo-oborona" = Selbstverteidigung) sie provoziert und angegriffen hätte und sie sich verteidigen mussten
http://vesti.ua/kiev/60037-majdanovcy-ugrozhajut-klichko-i-streljajut-svoih
(in den
letzten zwei Monaten kam es in der Umgebung des Maidan zu 48 Diebstählen, 17
Raubüberfällen, 5 Morden, 1 Vergewaltigung und 38 Körperverletzungen)
Auch das ist interessant: die Anzahl abgebrochener Bauprojekte (Wohnungen) hat sich im 2. Quartal 2014 verdreifacht, von 24 auf 68. Man rechnet damit, dass sich die Zahl im Laufe des Sommers auf 100 erhöht.
http://business.vesti.ua/59971-v-kieve-stremitelno-rastet-kolichestvo-nedostroev
[15. Juli
2014]
In Kiev gab
es (woweit ich weiß zumindest) keine Bombenanschläge, aber immer wieder
Bombendrohungen, die bekannteste dürfte die vom Tag der Präsidentenwahl sein,
am 25.5. Gestern waren gleich acht Objekte betroffen: der Hauptbahnhof und die
größten Einkaufszentren und Hypermarkets. Alles wurde evakuiert, alle
verfügbaren Spezialisten für Sprengstoffe waren im Einsatz, alles Fehlalarm,
keine Bekenner.
http://vesti.ua/kiev/61056-kiev-nakrylo-vzryvnoj-volnoj
http://vesti.ua/kiev/61056-kiev-nakrylo-vzryvnoj-volnoj
- mit Karte, wo die jeweiligen
Bombendrohungen zu welcher Zeit gemeldet wurden.
O D E S S A
[6. Juli 2014]
Am Morgen
des 4. Juli gab es einen Bombenanschlag auf das Wehrbezirksamt von Odessa.
http://o1.ua/news/novye-detali-nochnogo-vzryva.html
http://o1.ua/news/novye-detali-nochnogo-vzryva.html
- 5 Kilogramm Sprengstoff haben
Türen und Fenster bersten lassen, das Gebäude als solches blieb unbeschädigt,
ein Nachtwächter wurde verletzt. Dieser spricht davon, dass diese Anschläge
wohl mit der Mobilisierung von Einheiten aus der Region für den Einsatz im
Rahmen der ATO zusammenhängen.
Zuvor, am 30. Juni, wurde ein
anderes Gebäude der Militärverwaltung mit mehreren Molotowcocktails beworfen
und in Brand gesteckt.
http://o1.ua/news/pokushenie-voennogo-vremeni-v.html
http://o1.ua/news/pokushenie-voennogo-vremeni-v.html
[9. Juli
2014]
Unbekannte haben vergangene nacht
einen Armee-Posten unweit von Odessa angegriffen, ein 24-jähriger
Vertrags-Soldat wurde dabei schwer verwundet
http://timer.od.ua/news/neizvestnie_obstrelyali_blokpost_v_kosharah_odin_boets_ser_ezno_ranen_719.html
(mit video und karte, das ist weit weit weg vom donbass)
http://timer.od.ua/news/neizvestnie_obstrelyali_blokpost_v_kosharah_odin_boets_ser_ezno_ranen_719.html
(mit video und karte, das ist weit weit weg vom donbass)
Odessiter
Einheiten der Spezial-Bullen haben am Samstag eine Synagoge
"beschützt": sie bildeten einen Schlauch, durch welchen die Gläubigen
in die Synagoge gelangen konnten. Diese waren verängstigt, sie sprachen
anschließend davon, dass sie befürchteten, dass man sie rein ließe, aber nicht
mehr heraus, zumindest nicht lebendig... Angeblich war das ganze Viertel voller
Bullen.
http://timer.od.ua/news/voorujennie_pravoohraniteli_perepugali_odesskih_evreev_233.html
http://timer.od.ua/news/voorujennie_pravoohraniteli_perepugali_odesskih_evreev_233.html
Die Polizei
rechtfertigte die Maßnahme mit einem angekündigten Protest, zu dem angeblich
etwa 1000 Leute hätten kommen sollen (nicht einer kam). Der "Verband
höflicher Menschen" hatte eine Protest-Aktion angekündigt, weil der
Vorsitzende dieser Gemeinde Mitschuld trage für den Bürgerkrieg im Lande. Er
sei Teil der Gruppe um Kolomoiskiy, welcher widerum der Hauptverantwortliche
für den Bürgerkrieg sei.
Kolomoiski ist einer der einflussreichsten und, nach Ahmetov, wohl der zweitreichste Ukrainer, Gouverneur von Dnepro-Petrovsk (nach dem Sieg des Maidan eingesetzt), finanziert Azov und andere Einheiten, und hat Kopfgeld auf Separatisten ausgesetzt. In Russland läuft ein Verfahren gegen ihn http://de.ria.ru/society/20140702/268903864.html
Kolomoiski ist einer der einflussreichsten und, nach Ahmetov, wohl der zweitreichste Ukrainer, Gouverneur von Dnepro-Petrovsk (nach dem Sieg des Maidan eingesetzt), finanziert Azov und andere Einheiten, und hat Kopfgeld auf Separatisten ausgesetzt. In Russland läuft ein Verfahren gegen ihn http://de.ria.ru/society/20140702/268903864.html
Vielen gilt
er übrigens als der Mann hinter dem Massaker vom 2.Mai, einmal weil angeblich
Leute aus seinen Einheiten "Sturm" und "Dnepr-1" beteiligt
waren, und zum anderen, weil im Anschluss der Gouverneur von Odessa
ausgetauscht wurde. Der neue Gouverneur, Igor Palitsa, gilt als Mann
Kolomoiskis.
("Höfliche Menschen" ist übrigens eine Anspielung auf die russischen Soldaten auf der Krim, die als "höfliche Menschen" berühmt geworden sind
https://www.youtube.com/watch?v=GTDYeeVUTnM
Dieser
angekündigte Protest wäre also eine Aktion von pro-russischen Aktivisten in
Odessa gewesen)
Dieser Gouverneur von Odessa, Igor Palitsa, er widerum kritisiert oft die Zentralregierung in Kiev. Sehr oft, und ziemlich direkt. Gestern sprach er davon, dass Kiev bis September Zeit habe, die Beziehungen zu Odessa zu verbessern. Was andernfalls drohe, sagte er jedoch nicht.
http://timer.od.ua/news/palitsa_ofitsial_nomu_kievu_vremeni_dlya_ispravleniya_oshibok_do_sentyabrya_potom_budet_pozdno_166.html
- viele
denken, dass seine Kritik nur Scheinkritik sei und er gezielt versuche, den
verbreiteten Unmut in Odessa gegenüber Kiev zu kanalisieren, und so im Sinne
der Zentralgewalt zu integrieren.
In Odessa
sind neue Aufkleber aufgetaucht, auf welchen die Gesichter von angeblich am
Massaker vom 2.Mai beteiligten Tätern zu sehen sind
http://timer.od.ua/news/odessa_aktivisti_nazvali_vinovnih_v_tragedii_2_maya_254.html
http://timer.od.ua/news/odessa_aktivisti_nazvali_vinovnih_v_tragedii_2_maya_254.html
(Das ist
übrigens krass. Ich hab schon mehrmals so etwas gelesen, Details über rechte
Aktivisten in Odessa: Realnamen samt Adressen und links zu deren vkontakte bzw
facebook-Profilen. Eine der Teenagerinnen, die auf Videos zu sehen sind, wie
sie Molotow-Cocktails zubereiten, wurde mitte Mai aus einem Fenster gestoßen,
mehrere angeblich Beteiligte haben Selbstmord begangen, bzw es sieht danach
aus. Bestimmt ein dutzend Mal hab ich solche Nachrichten gelesen...)
In der Nikolaever oblast hat ein
Wehrpflichtiger aus Odessa desertiert und schwer bewaffnet das Gelände
verlassen, wo er stationiert war. Nach ihm wird jetzt gefahndet
http://timer.od.ua/news/v_nikolaevskoy_oblasti_lovyat_voorujennogo_dezertira_iz_odessi_799.html
http://timer.od.ua/news/v_nikolaevskoy_oblasti_lovyat_voorujennogo_dezertira_iz_odessi_799.html
[15. Juli
2014]
In der Nacht zu Sonntag sind
zeitgleich Bombenanschläge auf zwei Filialen der Privat-Bank (Kolomoiski)
verübt worden, bekannt hat sich soweit ich weiß bisher niemand.
http://timer.od.ua/news/v_otdelenii_privatbanka_na_slobodke_progremel_moschniy_vzriv_623.html
http://timer.od.ua/news/nochnoy_vzriv_v_odesse_bil_dvoynim_915.html
http://timer.od.ua/news/v_otdelenii_privatbanka_na_slobodke_progremel_moschniy_vzriv_623.html
http://timer.od.ua/news/nochnoy_vzriv_v_odesse_bil_dvoynim_915.html
Am 8. Juli wurde der odessiter
"Timer" darauf aufmerksam gemacht, dass ein Restaurant am Kiever
Maidan auf seiner riesigen, eher als Werbegag gedachten Menü-Karte
"gebackene Kartoffelkäfer nach odessiter Art" anbietet. Die
Aufforderung, das zu entfernen, zog sich über mehrere Tage, bis vorgestern: der
Rat der Hundertschaften mischte sich am Ende ein und sorgte dafür, dass "nach
odessiter Art" übersprüht wurde.
http://timer.od.ua/news/na_maydane_v_kieve_zakrasili_nadpis_oskorbivshuyu_odessitov_519.html
http://timer.od.ua/news/na_maydane_v_kieve_zakrasili_nadpis_oskorbivshuyu_odessitov_519.html
Zwei odessiter Bürger, die in den
Osten gefahren sind, um an der Seite der Rebellen zu kämpfen, sind in den
Gefechten umgekommen
http://timer.od.ua/news/dvoe_odessitov_pogibli_v_boyah_na_donbasse_822.html
http://timer.od.ua/news/dvoe_odessitov_pogibli_v_boyah_na_donbasse_822.html
Eine 24-jährige odessiter Aktivistin
des Antimaidan, am 25.6. vom Geheimdienst SBU als des Terrorismus verdächtig
festgenommen, hat in der Untersuchungshaft ihr ungeborenes Kind verloren
http://timer.od.ua/news/beremennaya_aktivistka_kulikova_polya_poteryala_rebenka_v_sizo_607.html
http://timer.od.ua/news/beremennaya_aktivistka_kulikova_polya_poteryala_rebenka_v_sizo_607.html
D N E P R O - P E T R O V S K
[29. Juni
2014]
Eine
sechs-köpfige Gruppe wurde festgenommen, die Terrorakte geplant habe und eine
"Volksrepublik Dnepro-Petrovsk" gründen wolle. Es wurden Waffen,
Munition, Sprengstoff, Pläne und Skizzen von möglichen Terrorzielen, und
separatistische Literatur sichergestellt. (Auch hier sind die Kommentare
interessant)
http://www.056.ua/news/563292
http://www.056.ua/news/563292
Vorgestern
wurde in Dnepro-Petrovsk ein Lenin-Denkmal abmontiert
http://www.056.ua/news/565070 (mit vielen Fotos...)
http://www.056.ua/news/565070 (mit vielen Fotos...)
An den Kommentaren fällt auf, dass
viele Leute dagegen sind (die grün bewerteten Kommentare). Abgesehen von gegen
den ukrainischen Nationalismus gerichteten Kommentaren gibt es auch positive
Bekundungen zu Lenin und Sozialismus, aber auch Bemerkungen, dass doch Lenin
der eigentliche Gründer der Ukraine war (ich denke ihr wisst das, oder?) und
man ihm zumindest in der Hinsicht Respekt zollen müsse.
Allgemein möchte ich betonen, dass
Sympathien mit sozialistischen Ideen ein kennzeichnendes Element des
Anti-Maidan sind. Nicht unbedingt im fortschrittlichen Sinne, da ist natürlich
viel Sowjetnostalgie im Spiel, aber trotzdem sehe ich da zumindest theoretisch
eine Grundlage, dass man als fortschrittlicher Anhänger einer Vergesellschaftung
der Produktionsmittel mit diesen Leuten eigentlich leicht ins Gespräch kommen
könnte. Mich wundert's, dass dies nicht passiert, sondern viele der eher
"fortschrittlichen" Linken ihre Hoffnungen auf die Euro-Integration
setzen...
Übrigens, anstelle des
Lenin-Denkmals soll dort jetzt ein "Denkmal für die Kämpfer der 25.
Fallschirmjäger-Brigade" entstehen (in DP stationiert und im einsatz bei
der ATO)
http://www.056.ua/article/565475
http://www.056.ua/article/565475
Und hier
außerdem noch eine dieser patriotischen Meldungen: der größte Dreizack der Welt
steht seit kurzem in Dnepro-Petrovsk!
http://www.056.ua/news/565472 (viele fotos)
http://www.056.ua/news/565472 (viele fotos)
Nachts
leuchtet der, und wechselt zu "Slava Ukraine", "Ukraina"
und "Ukraina ponad use" (alles auf Ukrainisch geschrieben, und nicht
auf Russisch, wie dieses Banner letztens)
- auch hier
könnt ihr euch denken, welche Kommentare rot und welche grün bewertet wurden.
[14. Juli
2014]
in
Dnepro-Petrovsk gab es wieder eine spontane und selbstorganisierte patriotische
Aktion der Jugend (Fotos)
http://www.056.ua/news/575279
http://www.056.ua/news/575279
"Wie
wir schon zuvor berichtet haben, ist der Patriotismus in Dnepro-Petrovsk mit
üppiger Blüte aufgeblüht. Die Bürger verschönern mit nationaler Symbolik ihre
eigenen Wohnungen, Häuser, öffentliche Plätze."
- gefühlt alle zwei bis drei Tage gibt es auf dem lokalen Portal 056.ua solche Nachrichten...
- gefühlt alle zwei bis drei Tage gibt es auf dem lokalen Portal 056.ua solche Nachrichten...
Gestern gab es eine Attacke auf eine
ukrainische Journalistin, die sich mit "pro-russisch" gestimmten
Bürgern in DP unterhalten hat. Die ist aus Zaporozhie, muttersprachlich mit
Russisch groß geworden, spricht aber bewusst nur Ukrainisch - und sie und ihr
Team wurden mit Mehl und grüner Farbe attackiert, weil sie mit den
"Separatisten" geredet haben, man unterstellte ihnen, für die
"Separatisten" Propaganda machen zu wollen...
http://www.056.ua/news/575304
http://www.056.ua/news/575304
K H A R K O
V
[15. Juli
2014]
Schon etwas her, aber immer noch
unter den Top-Nachrichten: Am 22.6. berichtete 057.ua über eine
Flashmob-Aktion - etwa ein dutzend junge Aktivisten fallen in belebten
Supermärkten um und bleiben fünf Minuten reglos liegen, umringt von ihren
KollegInnen, die Plakate hochhalten. Es ist ein Protest gegen den Krieg in der
Ukraine, auf den Plakaten ist Putler zu sehen und die Aufforderung, keine russischen
Waren zu kaufen, weil man so den Krieg gegen die Ukraine mitfinanziere.
Russische Waren haben anscheinend den code 46.
http://www.057.ua/news/560525
http://www.057.ua/news/560525
Gestern wurde das Denkmal für die
einige und unabhängige Ukraine mit blutroter Farbe begossen
http://www.057.ua/news/575165
http://www.057.ua/news/575165
Ob in Reaktion darauf, ist nicht
bekannt, auf jeden Fall wurde letzte Nacht einer Leninstatue der linke Arm und
die rechte Hand abgeschlagen
http://www.057.ua/news/576197
http://www.057.ua/news/576197
Beim kharkover 057.ua
ist auffällig, dass bei Artikeln mit "nationalen Themen" Positionen
des Euromaidan in den Kommentaren massiv überwiegen, "Slava Ukraine"
und dergleichen, während es allgemein ein leichtes Übergewicht von kritischen
Stimmen gibt. So auch bei der ersten Nachricht, man hält die Aktivisten
mehrheitlich für Idioten...
Der Inlandgeheimdienst SBU hat
übrigens ein Waffenversteck bei Kharkov ausgehoben
http://112.ua/photo/sbu-obnaruzhila-v-harkovskoy-oblasti-taynik-s-oruzhiem-v-tom-chisle-dvumya-pzrk-87775.html
http://112.ua/photo/sbu-obnaruzhila-v-harkovskoy-oblasti-taynik-s-oruzhiem-v-tom-chisle-dvumya-pzrk-87775.html
KAMPFGESCHEHEN
[15. Juli
2014]
Bilder aus Lugansk, von einem
fünfstöckigen Wohnhaus, dass von einem "nicht identifizierten"
Flieger beschossen wurde. Man verdächtigt die Russische Föderation für diese
Attacke, um es den ukrainischen Streitkräften in die Schuhe schieben zu
können...
http://photo.vesti.ua/donbass/2265-zhiloj-dom-v-snezhnom-rassypalsja-v-wepki
http://photo.vesti.ua/donbass/2265-zhiloj-dom-v-snezhnom-rassypalsja-v-wepki
Die Hysterie wegen eines
befürchteten (erhofften?) offenen Einmarsches russischer Streitkräft ist
extrem. Die Stimmung dahingehend kann ich gar nicht wiedergeben, jeden Tag
werden neue Beweise angekündigt über die Involviertheit der Russen, die immer
intensiver in Provokationen verstrickt seien - ich kann mir gar nicht
vorstellen, dass das noch jemand glauben kann...
und während heute die offizielle
Zahl von 258 gefallenen Soldaten verkündet wurde (Armeeangehörige, zu den
Freiwilligenverbänden gibt es keine Angaben)
http://112.ua/glavnye-novosti/za-vremya-ato-pogibli-258-voennosluzhaschih-snbo-88360.html
http://112.ua/glavnye-novosti/za-vremya-ato-pogibli-258-voennosluzhaschih-snbo-88360.html
wird auch
Oleg Tsarjov zitiert, der offizielle Kopf der Bewegung Süd-Ost, jetzt
Novorossiya, und er spricht von 3,5 bis 5 Tausend gefallenen Soldaten
http://112.ua/obshchestvo/carev-zayavlyaet-chto-za-vremya-ato-na-vostoke-ukrainy-pogiblo-okolo-4-tys-silovikov-88361.html
http://112.ua/obshchestvo/carev-zayavlyaet-chto-za-vremya-ato-na-vostoke-ukrainy-pogiblo-okolo-4-tys-silovikov-88361.html
- und diese
divergierenden Angaben werden natürlich diskutiert. Das Verhältnis Verteidiger
zu Angreifer läge generell zwischen 1:3 und 1:5, kommt es aber zum Häuserkampf,
steigt das auf mindestens 1:10, usw...
112.ua
hat auch ein angebliches Telefongespräch mit einem Soldaten an der Front
veröffentlicht, er schildert die Lage als katastrophal: von 800 Kameraden
seiner Einheit seien 400 noch dabei, den vierten Tag in Folge befänden sie sich
schon im Rückzug, die Technik habe massive Verluste erlitten. In seinem Trupp
von eigentlich 90 Mann und zehn gepanzerten Fahrzeugen sind noch 35 Mann und
ein Fahrzeug im Einsatz. Vielleicht hilft google-translator:
http://112.ua/mnenie/zvonok-iz-zony-ato-my-otstupaem-chetvertyy-den-88402.html
http://112.ua/mnenie/zvonok-iz-zony-ato-my-otstupaem-chetvertyy-den-88402.html
- der Soldat ist in dem südlichen
Streifen im Einsatz, zwischen Rebellen-Gebiet und Russland, wo versucht wird
einen Ring um die Rebellen zu formen.
Die von
Poroshenko angekündigte taktische Neuorientierung verstehe ich als
Eingeständnis, dass dieser Ring nicht zu schaffen sei, zu verlustreich. Denn
real sieht es so aus, dass Tausende ukrainischer Soldaten eingekesselt sind...
Der Soldat am Telefon fordert daher, dass sie abgezogen werden, nicht um die ATO aufzugeben, sondern um nicht sinnlos als Kanonenfutter zu enden.
Der Soldat am Telefon fordert daher, dass sie abgezogen werden, nicht um die ATO aufzugeben, sondern um nicht sinnlos als Kanonenfutter zu enden.
Es gibt auch
einen Bericht über das Misstrauen der Armee-Angehörigen gegenüber den diversen
Freiwilligenbataillonen, sehr lesenswert
http://112.ua/analityka/posle-zaversheniya-ato-armii-pridetsya-voevat-s-dobrovolcheskimi-batalonami-soldaty-vsu-86749.html
http://112.ua/analityka/posle-zaversheniya-ato-armii-pridetsya-voevat-s-dobrovolcheskimi-batalonami-soldaty-vsu-86749.html
-allein der
Titel sagt viel: "Nach der ATO wird die Armee gegen die
Freiwilligen-Bataillone kämpfen müssen"
OLIGARCHEN
[11. Juli
2014]
Es gibt aktuell immer mehr negative Nachrichten über Kolomoiskiy und seine derzeitige Rolle in der Ukraine, seit drei, vier Tagen ist es richtig massiv. Man scheint ihn zu isolieren, und alle erwarten in kürze einen offen ausgetragenen Konflikt zwischen ihm und dem Präsidenten Poroshenko.
Es gibt aktuell immer mehr negative Nachrichten über Kolomoiskiy und seine derzeitige Rolle in der Ukraine, seit drei, vier Tagen ist es richtig massiv. Man scheint ihn zu isolieren, und alle erwarten in kürze einen offen ausgetragenen Konflikt zwischen ihm und dem Präsidenten Poroshenko.
Gestern
sagte der Oligarch und infolge des Maidan eingesetzte Gouverneur der oblast
Donezk, Sergei Taruta, dass militärische Formationen aus anderen oblasten sich
zurückziehen sollen, man werde alleine mit den Separatisten fertig.
http://thekievtimes.ua/society/387722-taruta-ne-nuzhdaetsya-v-kolomojskom.html
http://thekievtimes.ua/society/387722-taruta-ne-nuzhdaetsya-v-kolomojskom.html
Das ging e x p l i z i t
gegen Kolomoiski's Batallion Dnepr. Taruta sagte, man habe "eigene
Kräfte", wie z.B. das Batallion Azov, das in Mariupol stationiert sei.
Es heißt zwar seit Auftauchen dieser Truppe anfang Mai, Azov sei von Kolomoiski finanziert - aber seit kurzem bestreiten die das öffentlich, und machen sich sogar darüber lustig
http://gazeta.ua/ru/articles/life/_batalon-azov-oproverg-sotrudnichestvo-s-kolomojskim/564309
Es heißt zwar seit Auftauchen dieser Truppe anfang Mai, Azov sei von Kolomoiski finanziert - aber seit kurzem bestreiten die das öffentlich, und machen sich sogar darüber lustig
http://gazeta.ua/ru/articles/life/_batalon-azov-oproverg-sotrudnichestvo-s-kolomojskim/564309
Auch Oleg Lyashko, Kopf der
Radikalen Partei, streitet jegliche Involviertheit Kolomoiskis ab. Er
persönlich habe die Schaffung dieser Spezialeinheit initiiert, welche jetzt in
Mariupol "für Ordnung sorgt", und direkt dem Innenministerium
unterstehe.
http://112.ua/politika/lyashko-oprovergaet-informaciyu-o-prichastnosti-batalona-azov-k-napadeniyu-na-posolstvo-rf-75479.html
http://112.ua/politika/lyashko-oprovergaet-informaciyu-o-prichastnosti-batalona-azov-k-napadeniyu-na-posolstvo-rf-75479.html
Azov sind
jedenfalls krasse Faschisten, durchsetzt mit Faschos aus anderen Ländern
(schweden, russland, italien), bekennende Nazis und Rassisten
http://en.wikipedia.org/wiki/Azov_Battalion
http://en.wikipedia.org/wiki/Azov_Battalion
Das klar Kolomoiski zuzuordnende
Batallion Dnepr ist derzeit ebenfalls in Mariupol stationiert und hat schon
angekündigt, dass es nicht beabsichtigt, sich aus der ATO zurückzuziehen,
Taruta habe ihnen gar nichts zu sagen.
http://novosti.dn.ua/details/229557/
http://novosti.dn.ua/details/229557/
Kolomoiskiy
wird anscheinend immer mehr zum "Vorzeige-Oligarchen", zur absoluten
Projektionsfläche und Zielscheibe...
So hat der TV-kanal
"Inter" vor drei Tagen eine anscheinend viel beachtete Reportage über
"das Chamäleon Kolomoiski" gebracht, mit verschiedensten
Anschuldigungen, unter anderem, dass er sich Teile des Öl-Business
widerrechtlich aneigne, sich neben Dnepro-Petrovsk nun auch die Oblast Odessa
gesichert habe, und weiterhin Kontakte pflege zur Familie Janukowitsch - seine
offen "patriotisch"-ukrainische Haltung sei lediglich PR...
http://timer.od.ua/news/inter_obvinil_kolomoyskogo_v_zahvate_odesskoy_oblasti_i_drujbe_s_kurchenko_685.html
Timer hat erst vor einer Woche einen längeren Artikel mit dem Titel "Das Fürstentum Dnepro-Petrovsk" veröffentlicht, das in eine ähnliche Richtung geht, aber sich nicht auf Kolomoiski beschränkt. Zwar habe er im Zuge der "Re-Feudalisierung" der Ukraine das strategisch am günstigsten liegende Dnepro-Petrovsk abgekriegt und sitzt von allen derzeit am stabilsten im Sattel, aber der Artikel macht deutlich, dass alle Oligarchen (inklusive des "Präsidenten" Poroshenko) an dieser Re-Feudalisierung beteiligt sind - wobei Ahmetov als der derzeitige looser darsteht: er hat anfangs die Separatisten finanziell unterstützt, aber die Situation ist ihm offensichtlich aus den Händen geglitten.
http://timer.od.ua/minds/dnepropetrovskoe_knyajestvo_447.html
Ahmetov fordert übrigens immer wieder laut (und soweit ich beurteilen kann als einziger Oligarch) das Einstellen der Kampfhandlungen.
http://timer.od.ua/news/inter_obvinil_kolomoyskogo_v_zahvate_odesskoy_oblasti_i_drujbe_s_kurchenko_685.html
Timer hat erst vor einer Woche einen längeren Artikel mit dem Titel "Das Fürstentum Dnepro-Petrovsk" veröffentlicht, das in eine ähnliche Richtung geht, aber sich nicht auf Kolomoiski beschränkt. Zwar habe er im Zuge der "Re-Feudalisierung" der Ukraine das strategisch am günstigsten liegende Dnepro-Petrovsk abgekriegt und sitzt von allen derzeit am stabilsten im Sattel, aber der Artikel macht deutlich, dass alle Oligarchen (inklusive des "Präsidenten" Poroshenko) an dieser Re-Feudalisierung beteiligt sind - wobei Ahmetov als der derzeitige looser darsteht: er hat anfangs die Separatisten finanziell unterstützt, aber die Situation ist ihm offensichtlich aus den Händen geglitten.
http://timer.od.ua/minds/dnepropetrovskoe_knyajestvo_447.html
Ahmetov fordert übrigens immer wieder laut (und soweit ich beurteilen kann als einziger Oligarch) das Einstellen der Kampfhandlungen.
An anderer
Stelle beschuldigte man vorgestern Kolomoiski, eine große Privat-Armee
aufzubauen, und dass er gezielt versuche, den Besitz der donezker Oligarchen an
sich zu reißen
Da geht's
unter anderem um den Vorschlag Kolomoiski's, aus den Betrieben von Oligarchen,
welche die Separatisten unterstützen (das ging klar gegen Ahmetov's Imperium),
Aktien-Gesellschaften zu machen, wo die Kämpfer der ATO und Angehörige
Gefallener an erster Stelle beteiligt werden sollen - was man anscheinend
lediglich für eine List hält, sich diese Betriebe anzueignen...
In dem Artikel ist übrigens auch von Re-Feudalisierung die Rede, aber dass Präsident Poroshenko sich dieser Gefahr, die durch Kolomoiski ausgehe, durchaus bewusst sei und bald dagegen vorgehen werde...
In dem Artikel ist übrigens auch von Re-Feudalisierung die Rede, aber dass Präsident Poroshenko sich dieser Gefahr, die durch Kolomoiski ausgehe, durchaus bewusst sei und bald dagegen vorgehen werde...
Es findet
gerade ein regelrechter "Informationskrieg" statt. Das
dnepro-petrovsker Portal 056.ua hat z.B. gestern einen in den sozialen
Netzwerken ausgetragenen und anscheinend viel beachteten Streit dokumentiert.
http://www.056.ua/article/573343
http://www.056.ua/article/573343
Infolge der
Ankündigung, die Besitztümer der donezker Oligarchen zu zerschlagen und
ATO-Veteranen zu überlassen, meldete sich der Journalist der "ukrainskaya
pravda" Sergei Leshenko zu wort, und beschuldigte Kolomoiski, an seiner
eigenen Version einer "Föderalisierung" der Ukraine zu arbeiten, und
dass sich herausstellen werde, dass nicht die Armee Strelkov's, sondern
Kolomoiskis Batallion Dnepr, die "Hisbolla der Ukraine" sei... Der
Vize-Gouverneur von Dnepro-Petrovsk, Boris Filatov, lieferte sich daraufhin mit
ihm einen Schlagabtausch und betonte die patriotischen Leistungen Kolomoiski's.
[15. Juli
2014]
Zwischen
Kolomoiski und Poroshenko ist es anscheinend ruhiger geworden, zumindest hört
man nichts mehr über den erwarteten Konflikt. Statt dessen spitzt sich die
Situation zwischen Achmetov und Kolomoiski zu.
http://www.056.ua/article/575933 (Achmetov: "Bataillon Dnepr ist eine illegale militärische Formation")
http://www.056.ua/article/575963 (Fernseh-Auftritt von Kolomoiski [im eigenen Sender]: "Wer ist schuld am Separatismus")
http://www.056.ua/article/575933 (Achmetov: "Bataillon Dnepr ist eine illegale militärische Formation")
http://www.056.ua/article/575963 (Fernseh-Auftritt von Kolomoiski [im eigenen Sender]: "Wer ist schuld am Separatismus")
Kolomoiski hat dazu aufgerufen, das
"illegal erworbene Eigentum" der donezker Oligarchen Achmetov und
Firtash zu verstaatlichen (die wurden zuvor, bei der Idee zur Umwandlung von
Betrieben in Veteranen-AG's, nicht namentlich genannt. Jeder wusste zwar, dass
sie gemeint sind, aber erst jetzt fallen Namen).
http://gazeta.ua/ru/articles/life/_kolomojskij-predlagaet-zhestko-raskulachit-ahmetova-i-firtasha/569656
http://gazeta.ua/ru/articles/life/_kolomojskij-predlagaet-zhestko-raskulachit-ahmetova-i-firtasha/569656
PS: (um ein wenig meine Meinung
einzubringen)
[7. Juli
2014]
Gestern gab es wieder eine patriotische Aktion in Dnepro-Petrovsk (derartige Meldungen sind recht häufig, zwei weitere Beispiele sind oben zu finden):
http://www.056.ua/news/570217
Gestern gab es wieder eine patriotische Aktion in Dnepro-Petrovsk (derartige Meldungen sind recht häufig, zwei weitere Beispiele sind oben zu finden):
http://www.056.ua/news/570217
Das Geländer einer Brücke wurde von
Jugendlichen in den Nationalfarben gelb und blau gestrichen. In Eigeninitiative
wohlgemerkt: sie hatten die Idee, ihren Wohnbezirk zu verschönern, haben die
Farbe von ihrem eigenen Geld gekauft, und sich an die Arbeit gemacht.
Und du fragst nach sozialen Kämpfen?
Wen interessieren die? "Ukraina - ponad use!" (Ukraina - über alles!)
und "Slava Natsii! - Smert Voroham!" (Ruhm der Nation! - Tod den
Feinden!)
Diese Parolen sind als Folge des
Euromaidan in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Präsident schließt
jede seiner Reden mit "Slava Ukraine!"
Und ich gehe
keinen Schritt zurück von der Feststellung, dass in der Ukraine gerade eine
Faschisierung und Militarisierung der Gesellschaft vor sich geht, die viele
aufgrund unbestimmter Hoffnungen in irgendwelche "humanitären Werte der
EU" nicht wahrhaben wollen.
Das ist umkämpft und die Faschos sind noch in der Minderheit, ja, aber sie sind die lauteste und aktivste Minderheit, haben die Jugend auf ihrer Seite, Teile des Staates in ihrer Hand (inklusive mehrerer Milizen mit je einigen hundert gut ausgerüsteter und mittlerweile erfahrener Kämpfer!), und ihre ehemals marginalen Parolen in der Mitte der Gesellschaft verankert. Und sie nutzen diese Position.
Das ist umkämpft und die Faschos sind noch in der Minderheit, ja, aber sie sind die lauteste und aktivste Minderheit, haben die Jugend auf ihrer Seite, Teile des Staates in ihrer Hand (inklusive mehrerer Milizen mit je einigen hundert gut ausgerüsteter und mittlerweile erfahrener Kämpfer!), und ihre ehemals marginalen Parolen in der Mitte der Gesellschaft verankert. Und sie nutzen diese Position.
PPS: NOVOROSSIYA
Der Begriff wird immer populärer,
und das hat nun mal mit dem jetzigen unitären ukrainischen Nationalismus zu tun
und der zugrunde liegenden Definition dessen, was als "ukrainisch" zu
gelten hat, und welche Sicht auf die Geschichte damit transportiert wird. Es
ist eine Reaktion darauf.
Wenn z.B. Stepan Bandera zum
allukrainischen Helden gekürt wird, so verprellt das einfach mal eine menge
Leute, und diese suchen sich andere historische Referenzen.
Und der Südosten war bis zur
Gründung der sowjetischen Ukraine nun mal bekannt als Novorossiya. Bis 1873 als
offizielle, administrative de jure-Bezeichnung, und danach als de
fakto-Bezeichnung (welche die neuen, regionaler definierten administrativen
Einheiten umfasste), bis in sowjetische Zeiten hinein, wo dieser Begriff im
Rahmen der "Korenizaciya"-Politik (die Schwächung russischer und
stärkung regionaler Elemente bis 1931 http://de.wikipedia.org/wiki/Korenisazija )
gezielt bekämpft wurde.
Eine erste Renaissance des Begriffs
gab es in der Zeit der Regierung Jushenkos, welcher, wie schon erwähnt, Stepan
Bandera offiziell zum "Helden der Ukraine" gekürt hatte (das war eins
seiner Hauptanliegen: das ukrainische Nationsverständnis zu vereinheitlichen.
Da gab es einige Projekte).
Das sind keine ausdrücklich
"linken" Debatten, natürlich nicht. Diese Debatten sind eingebunden
in die Forderungen einer Föderalisierung der Ukraine, da gibt es verschiedene
Konzepte, getragen von verschiedenen Akteuren, und die Idee als solche ist
nunmal ziemlich populär im Südosten, über die politischen Lager hinweg
(abgesehen von den Kämpfern für eine "einige Ukraine", also der
Euromaidan).
Und der Begriff Novorossiya scheint
sich gerade zu einem "Sammelbecken" der verschiedenen
föderalistischen Forderungen zu entwickeln und wird mittlerweile verstanden als
Gegenkonzept zum unitären ukrainischen Nationsverständnis. Man spricht von
einem "multinationalen Novorossiya anstelle einer nationalistischen
Ukraine".
Hier ein
Artikel, der sich mit der Geschichte und den Inhalten des Begriffs beschäftigt:
http://timer.od.ua/minds/novorossiya_upuschennie_shansi_ukraini_535.html
http://timer.od.ua/minds/novorossiya_upuschennie_shansi_ukraini_535.html
("Novorossiya
- die verpassten Chancen der Ukraine")
Leuten, die
sich dafür engagieren, drohen übrigens mehrere Jahre Knast. Am 27. Juni wurde
ein Mann in der Oblast Sumy (im Norden der Zentral-Ukraine) festgenommen, weil er
Propaganda-Material (Ausgaben der Zeitung "Novorossiya") aus Odessa
zugesandt bekam, ihn erwarten deswegen drei Jahre Haft
http://timer.od.ua/news/v_odesse_vedut_novorossiyskuyu_agitatsiyu_995.html
http://timer.od.ua/news/v_odesse_vedut_novorossiyskuyu_agitatsiyu_995.html
- ganz oben
habt ihr ein Foto dieser Zeitung, die anscheinend in Odessa produziert wird.
Man sucht jetzt nach dem Absender.
In
Dnepro-Petrovsk wurde vor ein paar Tagen ein 33-jähriger wegen
"separatistischer posts" im Internet festgenommen, ihm drohen jetzt
drei bis fünf Jahre Haft.
http://www.056.ua/news/569264
http://www.056.ua/news/569264
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